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Firefox-Roadmap zeigt Schwerpunkte der kommenden Monate

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Mozilla hat seine Firefox-Roadmap aktualisiert, welche nun die Produkt-Strategie sowie -Schwerpunkte für das restliche Jahr bis Anfang 2017 zeigt.

Die drei strategischen Themen

Die aktualisierte Firefox-Roadmap gibt einen Einblick, was Mozillas Prioritäten für Firefox in den kommenden Monaten sind. Die Schwerpunkte sind dabei in drei Themen verpackt.

Das erste Thema wird als „Foundational Browser“ bezeichnet, worunter grundlegende Eigenschaften wie die Reaktionsfreudigkeit, die Zuverlässigkeit sowie die Benutzerfreundlichkeit fallen. Das selbstbewusst formulierte Ziel ist, dass Firefox der kompletteste und zuverlässigste Browser wird, den es gibt.

Das zweite Thema ist der Ausbau der Führungsposition, wenn es um Personalisierung und Anpassung geht, und schließt neben Firefox selbst auch die Add-on-Webseite addons.mozilla.org (AMO) ein. Darunter fallen eine erweiterte WebExtensions-Unterstützung, Erleichterungen für Entwickler, um plattformübergreifende Erweiterungen zu entwickeln, Vereinfachungen für Nutzer bei der Entdeckung neuer Add-ons sowie mehr Sicherheit für Add-ons.

Das dritte große Thema ist schließlich der sogenannte Context Graph, über den bereits gestern auf diesem Blog berichtet worden ist, womit Firefox letzten Endes nützlicher werden soll als andere Browser, weil Firefox den Nutzer dabei unterstützen soll, passende Inhalte zu entdecken.

Neuerungen & Zeitplan im Detail

Firefox 2016 Roadmap

Foundational Browser

Reaktionsfreudigkeit

Die kommende Multiprozessarchitektur, welche auch unter dem Namen Electrolysis (oder kurz: e10s) bekannt ist, ist eine der wichtigsten Umbauten von Firefox in den letzten Jahren. In erster Linie soll durch die Trennung von Browser und Inhalt in jeweils eigenen Prozessen die Reaktionsfreudigkeit des Browsers verbessert werden, so dass eine einzelne Webseite nicht mehr den kompletten Browser ins Stocken bringen können. Dies kommt natürlich auch der Stabilität des Browsers zu Gute, außerdem bildet e10s später die Grundlage für Verbesserungen der Sicherheit durch Sandboxing.

Die Multiprozessarchitektur wird in Firefox 48 endlich die finale Version von Firefox erreichen und an rund ein Prozent der Nutzer ausgeliefert werden. Im Laufe des dritten Quartals soll e10s schließlich knapp die Hälfte der Firefox-Nutzer erreichen und weitere Nutzer im vierten Quartal.

Dazu sollen ab Firefox 50 auch Nutzer für e10s qualifiziert sein, welche Windows XP oder ein sogenanntes a11y-Tool nutzen (wie Screenreader oder Bildschirmlupen, aber auch Nutzer mit Touch-Bildschirmen) sowie Nutzer, die Firefox in einer Sprache verwenden, in welcher von rechts nach links geschrieben wird. Zwischen Firefox 51 und Firefox 53 soll e10s dann nach und nach für Nutzer mit Add-ons aktiviert werden.

Pluginfreier Firefox

NPAPI-Plugins können signifikante Auswirkungen auf die Performance, Stabilität und vor allem die Sicherheit haben. Bis Firefox 52 soll der Übergang zu einem NPAPI-Plugin-freien Firefox abgeschlossen sein. Bereits seit Firefox 47 sind bis auf Adobe Flash alle Plugins standardmäßig auf Click-to-Play geschaltet.

Ab Firefox 48 soll Firefox einigen nicht relevanten Flash-Content blockieren. Die Kriterien für die Aufnahme in diese Liste sind, dass durch die Blockierung kein Unterschied für den Nutzer wahrnehmbar ist und dass die Grundfunktionalität des blockierten Elements auch ohne Flash umsetzbar ist. Die Liste beinhaltet sogenannte Super-Cookies und Flash-Dateien, welche dem Fingerprinting der Nutzer dienen, aber auch Elemente, welche schlicht nicht sichtbar sind. Dies wurde bereits während der Beta-Phase von Firefox 47 mit zehn Prozent der Beta-Nutzer getestet.

Für Firefox 50 arbeitet man daran, dass navigator.plugins und navigator.mimeTypes nicht länger Flash auflisten, sofern Flash auf Click-to-Play geschaltet ist, was im Idealfall dazu führen sollte, dass häufiger die HTML5-Variante auf Webseiten angeboten wird statt die Flash-Variante. In einem anderen Meta-Ticket arbeitet man an einem Mechanismus für Flash-Einbettungen, damit Firefox bei aktiviertem Click-to-Play von sich aus unter bestimmten Voraussetzungen den HTML5-Fallback vorzieht statt die Click-to-Play-Nachricht anzuzeigen, welche einen Klick erfordert, um dann den Plugin-Inhalt anzuzeigen.

In Firefox 52 wird Mozilla schließlich die Unterstützung für NPAPI-Plugins standardmäßig komplett deaktivieren und mit Firefox 53 entfernen – mit Ausnahme des Adobe Flash Players. Da es sich bei Firefox 52 um ein ESR-Release handelt, können Nutzer der ESR-Version von Firefox bei Bedarf noch bis Mai 2018 NPAPI-Plugins nutzen, Nutzer der regulären Version von Firefox nur noch bis März 2017.

Feature-Vervollständigung / -Feinschliff

Unter diesem Punkt wird eine Sidebar für synchronisierte Tabs ab Firefox 48 genannt, diese ist aber bereits Bestandteil von Firefox 47.

Bis Firefox 54 möchte Mozilla sicherheitsrelevante Teile der Oberfläche von Firefox modernisieren. Darunter fallen unter anderem überarbeitete und endlich konsistent gestaltete sowie vereinfachte Doorhanger-Panels, wie sie bereits in Mockups zu sehen sind.

Firefox.next Security Doorhangers

Browser-Anpassung

Neue Add-ons entdecken

Im Add-on Manager von Firefox gibt es einen Bereich, der sich „Add-ons suchen“ nennt. Über diese optisch bisher überladene und nicht sehr ansprechende Seite werden ein paar Add-ons vorgestellt, welche von dort aus installiert werden können. Der Installations-Prozess entspricht dabei exakt dem normalen Installations-Prozess, wie er sonst auch direkt über addons.mozilla.org erfolgt, erfordert also vom Nutzer weitere Klicks.

Für Firefox 48 wurde dieser Bereich komplett überarbeitet. Die neue Ansicht ist deutlich vereinfacht. Aber nicht nur optisch erstrahlt dieser Bereich in einem ganz neuen Glanz, er ist nun auch wesentlich funktionaler: Wenn eine vorgeschlagene Erweiterung bereits installiert ist, kann man dies direkt sehen. Die Installation erfordert nur noch einen einzigen Klick, die Standard-Prozedur der Mozilla-Webseite entfällt komplett, das jeweilige Add-on ist nach dem Klick also sofort installiert. Statt die Namen der jeweiligen Add-ons in den Vordergrund zu rücken, wird hier stärker die Funktion des jeweiligen Add-ons hervorgehoben. Und nach der Installation erscheint ein gut sichtbarer Hinweis, welcher auf die zum Add-on gehörende Schaltfläche hinweist, die durch das installierte Add-on neu dazu gekommen ist.

Firefox 48 Add-ons suchen

Sicherheit

Die Signierungspflicht von Add-ons ist ab Firefox 48 endgültig verplichtend, die Einstellung zum Deaktivierung dieser Sicherheitsmaßnahme entfällt also.

WebExtensions

Firefox 48 markiert auch den offiziellen Startschuss für den neuen Erweiterungs-Standard, der auf den Namen WebExtensions hört. Damit sollen etwa 35 Prozent aller Chrome-Erweiterungen mit Firefox kompatibel sein. Im Laufe der nächsten Monate soll die WebExtensions-Unterstützung weiter ausgebaut und die Chrome-Kompatibilität verbessert werden.

Context Graph

Empfehlungen

Für Mozillas geplantes Empfehlungssystem steht in den nächsten Monaten vor allem Forschung und Prototyping auf dem Programm. Im vierten Quartal möchte Mozilla damit beginnen, Empfehlungen mit prototypischen mobilen Apps zu testen.

Activity Stream

Der Activity Stream ist derzeit als Experiment im Rahmen des Test Pilot-Programms als Add-on verfügbar. Bislang stellt der Activity Stream nur dar, wo Nutzer bereits gewesen sind, in Zukunft soll der Activity Stream aber auch Empfehlungen für Seiten geben, welche der Nutzer noch nicht besucht hat. Anfang 2017 soll der Activity Stream als erstes Context Graph-Feature direkt in Firefox integriert werden und die Seite ersetzen, welche beim Öffnen eines neuen Tabs erscheint. Hier ist die obige Grafik missverständlich, da der Activity Stream definitiv nicht bereits in Firefox 49 integriert sein wird, wie man die Grafik fälschlicherweise interpretieren könnte.

Dieser Artikel wurde von Sören Hentzschel verfasst.

Sören Hentzschel ist Webentwickler aus Salzburg. Auf soeren-hentzschel.at informiert er umfassend über Neuigkeiten zu Mozilla. Außerdem ist er Betreiber von camp-firefox.de, der ersten Anlaufstelle im deutschsprachigen Raum für Firefox-Probleme aller Art. Weitere Projekte sind firefox.agenedia.com, mozilla.de, firefoxosdevices.org sowie sozone.de.

6 Kommentare - bis jetzt!

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  1. blub
    schrieb am :

    Danke für diesen lesenswerten Überblick. 

    Ich freue mich auf einen fantastischen Browser, der bald noch besser wird 🙂

    Ich hoffe nur sie ermöglichen mit der WebExtensions-API langfristig noch Dinge wie TabMixPlus und Sidebars. Einen Firefox ohne TMP kann ich mir gar nicht vorstellen. 

    Dann bliebe unter Windows nur noch Vivaldi als Anpassungsmonster, aber mir gefällt Chromium als Renderengine einfach nicht, allein das Schriftrendering ist nach wie vor katastrophal, selbst auf 4k-Displays. 

  2. Anon
    schrieb am :

    Gibt es jetzt schon eine Möglichkeit, die NPAPI-Schnittstelle komplett zu deaktivieren?

  3. Sören Hentzschel Verfasser des Artikels
    schrieb am :

    Nein, das kommt erst in Firefox 52, aber du kannst über den Add-on Manager ja einfach alle NPAPI-Plugins deaktivieren, das läuft auf das Gleiche hinaus. 😉

  4. Gerd Neumann
    schrieb am :

    Ich hoffe nur sie ermöglichen mit der WebExtensions-API langfristig noch Dinge wie TabMixPlus und Sidebars.

    Ja, das ist alles geplant. Für das was "Googles" WebExtensions nicht können, wird Firefox um entsprechende APIs (im WebExtensions Stile) erweitert, so dass auch zukünftig Plugins wie TMP oder NoScript, oder Tree Style Tabs und und und möglich sein werden

  5. rugk
    schrieb am :

    Also die neue Add-on "Discovery-Pane" ist IMHO jetzt ja völlig nutzlos. Von mir aus soll man Add-ons mit einem Klick installieren können, aber jetzt werden ja nur noch 7 Addons angezeigt. Der Bereich "Neu & aufstrebend" (der manchmal ganz interessant war) fällt gleich ganz weg und auf einem Desktop-Bildschirm hat man jetzt nur einen kleinen Streifen von 7 Add-on-Vorschlägen (wobei diese auch bunt gemixt Themes mit dazwischen haben – kategorisiert wird da also auch nichts mehr).

    Und nein die aktuelle Oberfläche ist nicht "überfüllt" und die neue Version ist jetzt nicht wirklich "ansprechender". Auch führt die Anzeige des Installationsstatus nicht zu einem "wesentlich funktionaler[en]" Feature.

    Die neue Oberfläche ist sehr schön für Mobilgeräte nutzbar, bei denen man in die Breite wenig Platz hat und auch die Buttons orientieren sich ja an Mobilgeräten. Aber auf dem Desktop ist die alte Seite besser – auch wenn sie eventuell etwas mehr responsive gestaltet werden können, aber da es ja so oder so nur auf dem Desktop angezeigt wird, ist dies ja nicht so wichtig.

    Die anderen Neuerungen sind dafür super, aber diese "Add-ons suchen"-Umgestaltung hätte nicht sein müssen. Man kann die Seite ja einmal "aufhübschen", aber so vereinfacht wie sie jetzt ist hat sie keinen Nutzen mehr. Da kann man auch einfach zu AMO verlinken. Denn von den paar Add-ons, bei denen man einen Klick spart, installiert man vielleicht zwei. Die anderen muss man so oder so über AMO installieren und da hat man dann wieder mehr Klicks. Bei der alten Seite waren zumindest ein paar interessante und über den großen Banner vorgestellte Add-ons dabei, die man dann auch gleich installieren konnte.

    Apropo Banner: Fällt dann das "Addon des Monats" weg, denn den dazugehörigen Banner gibt es ja nicht mehr?

  6. Sören Hentzschel Verfasser des Artikels
    schrieb am :

    Und nein die aktuelle Oberfläche ist nicht "überfüllt" und die neue Version ist jetzt nicht wirklich "ansprechender".

    Ich hätte dies nicht geschrieben, wenn dies nicht meine Meinung wäre. 😉 Die alte Oberfläche ist meinen Augen viel zu überladen und optisch veraltet, das sah für mich furchtbar aus. Diese Meinung musst du natürlich nicht teilen, aber ich sehe das so.

    Auch führt die Anzeige des Installationsstatus nicht zu einem "wesentlich funktionaler[en]" Feature.

    Es geht in dieser Aussage um die Funktionalität, nicht um den Inhalt wie die Anzahl der Add-ons. Funktionaler ist es für mich schon. 😉

    Die anderen Neuerungen sind dafür super, aber diese "Add-ons suchen"-Umgestaltung hätte nicht sein müssen. Man kann die Seite ja einmal "aufhübschen", aber so vereinfacht wie sie jetzt ist hat sie keinen Nutzen mehr. Da kann man auch einfach zu AMO verlinken.

    Der Aussage widerspreche ich deutlich, der Nutzen ist genau der gleiche wie vorher auch. Es werden ein paar Dinge empfohlen, diese können von dort aus installiert werden. Vielleicht jetzt weniger, dafür aber auch einfacher. Für eine wirkliche Auswahl musste man so oder so schon immer auf addons.mozilla.org wechseln, viel gab es dort noch nie. Für mich persönlich überwiegen die Vorteile der neuen Seite, weil es neuen Firefox-Nutzern einfacher gemacht wird, Firefox um Add-ons zu erweitern. Als erfahrener Nutzer steuere ich sowieso direkt addons.mozilla.org an, ich habe noch nie das entsprechende Panel im Add-on Manager von Firefox genutzt.

    Bei der alten Seite waren zumindest ein paar interessante und über den großen Banner vorgestellte Add-ons dabei, die man dann auch gleich installieren konnte.

    Daran sieht man sehr gut, wie unterschiedlich man Firefox nutzen kann. Für mich sind jetzt bei der geringeren Auswahl zwei interessante Add-ons dabei. Ich habe gerade nochmal Firefox 47 mit der alten Ansicht gestartet. Da ist in der Tat mehr Auswahl, aber nur ein einziges Add-on dabei, das ich installieren würde. 😉

    Apropo Banner: Fällt dann das "Addon des Monats" weg, denn den dazugehörigen Banner gibt es ja nicht mehr?

    Findet nach wie vor monatlich statt:
    https://blog.mozilla.org/addons/category/featured-addons/

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