Mozilla stellt Pocket und Fakespot ein
Mozilla hat heute überraschend angekündigt, seine beiden Dienste Pocket und Fakespot einzustellen.
Mozilla hat heute die unerwartete Ankündigung gemacht, dass die beiden Dienste Pocket und Fakespot eingestellt werden. Offensichtlich hat dies finanzielle Gründe, denn Mozilla beginnt seine Ankündigung damit, dass man der einzige Browserhersteller ist, hinter dem kein Milliardär steht – eine Formulierung, die Mozilla genau so in den letzten Wochen sehr viel in seiner offiziellen Kommunikation verwendet, sowohl in Zusammenhang mit der aktuellen Kartell-Untersuchung gegen Google, welche im schlechtesten Fall Einfluss auf Mozillas Geschäftsbeziehung mit Google haben könnte, aber auch in der direkten Ansprache an die User über Social Media.
Da man aus diesem Grund priorisieren müsse, wofür man seine Zeit und Ressourcen investiert, wurde diese Entscheidung getroffen. Demnach soll Mozillas Fokus noch stärker auf Firefox gelegt werden – eine Aussage, die sich ebenfalls mit der offiziellen Unternehmens-Kommunikation deckt, seit Laura Chambers CEO der Mozilla Corporation ist.
Einstellung von Pocket
Im Februar 2017 hatte Mozilla Read it Later, den damaligen Entwickler von Pocket, für 30 Millionen USD gekauft. In der Folge erhielt Firefox eine Funktion zum Speichern von Artikeln in der Pocket-Ablage und Content-Empfehlungen auf der Firefox-Startseite. Außerdem wurde der Quellcode von Pocket als Open Source freigegeben. Die Pocket-Community soll aus über 30 Millionen Nutzern bestehen.
Bereits seit heute ist es nicht länger möglich, ein neues Abo für die Bezahlversion Pocket Premium abzuschließen. Bestehende Abos werden automatisch beendet und Abonnenten des Jahres-Abos werden ab dem 8. Juli 2025 eine Erstattung erhalten. An dem Tag wird auch Pocket abgeschaltet werden.
Bis zum 8. Oktober 2025 haben Nutzer Zeit, ihre Daten zu exportieren. Anschließend werden diese unwiderruflich gelöscht. Mit dem Tag wird auch die Pocket API für Entwickler eingestellt.
Auf die Content-Empfehlungen auf der Firefox-Startseite muss dies im Übrigen nicht zwingend Auswirkungen haben. Dazu wurde nichts explizit kommuniziert und das Pocket-Branding wurde dafür bereits entfernt, ohne das Feature als Solches zu entfernen. Außerdem wird es auch den Newsletter „Pocket Hits“ weiterhin geben, in Zukunft unter dem neuen Namen „Ten Tabs“. Lediglich die Wochenend-Ausgaben werden entfallen. Es wird also weiterhin kuratierte Inhalte und damit potentiell auch eine Quelle für die Firefox-Startseite geben – welche ja gleichzeitig auch eine Fläche für gesponsorte Inhalte ist.
Einstellung von Fakespot
Fakespot wurde von Mozilla im Mai 2023 gekauft und die Funktionalität anschließend in Firefox integriert. Die Fakespot-KI half dabei, gefälschte Bewertungen auf den Shopping-Portalen Amazon, Walmart und Best Buy zu erkennen.
Ab dem 10. Juni 2025 wird die in Firefox integrierte Funktion abgeschaltet werden. Ab dem 1. Juli 2025 werden dann die Website, Browser-Erweiterungen und Smartphone-Apps nicht länger zur Verfügung stehen.
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Da hatte ich doch heute erst eine Bettel-Mail von Mozilla im Postfach, das sie für Common Voice Geld benötigen.
Würde ich genauso nicht vermissen wie zB Pocket.
In Fakespot hatte ich hingegen Potential gesehen. An die persönliche Nachrichtenseite (Startseite) habe ich mich gewöhnt.
Ich verstehe, dass man dort nun Prioritäten setzen muss. Aber ich tue mir schwer so ein … schwerfälliges Konstrukt zu sponsern, wo ich Spenden nicht einmal von der Steuer absetzen kann.
Da unterstütze ich lieber gezielter bei anderen Projekten.
Ja, Mozilla ist auch wichtig. Ich sage immer: Die einzig wirklich freie BrowserEngine kommt von denen.
Wenigstens haben wir jetzt auch bei der Verwirrung mit der Chrome-Extension von Pocket, wo wir erst noch im März hinterher waren, jetzt eine nachvollziehbare Erklärung. Allerdings gehört Pocket jetzt nicht unbedingt zu den Abomodellen von Mozilla, wo ich vorrangig mit einer Einstellung gerechnet hätte. Eigentlich war der ja auch Nutzern, die sich deutlich außerhalb des Mozilla-Kosmos bewegen, zumindest noch als großer Konkurrent von Instapaper und Raindrop bekannt.
Am Ende des Tages muss die Kosten-Nutzen-Rechnung für Mozilla da ziemlich ernüchternd und Pocket durch die Premium-Mitgliedschaft nicht mal kostenneutral gewesen sein, wenn sie gerade den abschalten.
Common Voice ist ein extrem wichtiges Projekt von Mozilla, vor allem, wenn man über den eigenen Tellerrand hinaus schaut. So viele Sprachen sind beim Thema Sprachsteuerung unterrepräsentiert. Und öffentliche Zugänglichkeit zu den Datensätzen ist ebenfalls ein großes Thema. Es ist echt nicht gut, wenn man da komplett abhängig von ein paar wenigen Tech-Giganten ist.
Die wird es weiterhin geben.
Ich weiß nicht, was du mit „schwerfälliges Konstrukt” meinst, aber ich glaube, hier verwechselst du etwas: Spenden kannst du für die Mozilla Foundation und deren Projekte, aber nicht für die Mozilla Corporation. Und hier geht es um zwei Produkte der Mozilla Corporation, genau wie Firefox ein Produkt der Mozilla Corporation ist.
Vielleicht, vielleicht auch nicht. Die Nicht-Verfügbarkeit der Chrome-Erweiterung scheint ja auch ganz gut zum Auslaufen der Manifest v2-Unterstützung zu passen. Ich halte es für nicht unwahrscheinlicher, dass man unabhängig von der aktuellen Ankündigung damals keine Ressourcen dafür aufbringen konnte oder wollte. Letztlich ist das auch nur Spekulation, aber als definitive Erklärung bin ich mir nicht sicher. 😉
Gerechnet habe ich damit auch überhaupt nicht. Wobei sich im Nachhinein natürlich immer sagen lässt, dass es Anzeichen gab: Das Pocket-Branding ist ja zum Beispiel schon von der Startseite verschwunden. Mir war das aufgefallen, aber ich dachte, dass das ganz einfach eine Änderung der Branding-Strategie war, nicht länger Pocket als externen Dienst, sondern das Ganze mehr wie einen integralen Bestandteil von Firefox zu kommunizieren. Aber vermutlich war das schon ein Vorbote.
Vielleicht konnten die Kosten nicht mehr gedeckt werden. Es kann aber auch durchaus kostendeckend gewesen sein, nur eben nicht so einen Gewinn gebracht haben, dass sich der Aufwand gelohnt hat. Vielleicht gab es auch einfach einen Trend, der sich über die letzten Jahre gezeigt hat, und bei Fortsetzung dann zum Minus-Geschäft geworden wäre. Das sind Informationen, die wir vermutlich nie erfahren werden. Aber Tatsache ist auch, dass sich die Art und Weise, wie Menschen das Internet nutzen, permanent verändert. Ich kann mir schon vorstellen, dass diese Art von Produkt heute vielleicht nicht mehr so gut funktioniert wie noch vor ein paar Jahren.
Pocket war auch in vielen Ebook-Readern integriert, z.B. von Kobo. Schade, wieder eine Funktion weniger.
Tja, schade, ich werde den Dienst vermissen. Ich habe auch seit Jahren dafür bezahlt.
Das sie gleichzeitig einen AI-Websitegenerator bewerben… Dafür spende ich dann auch eher nicht.
Was ist deiner Meinung nach verkehrt daran, Kleinunternehmern kostenlos die Möglichkeit zu geben, ohne jede Kenntnisse eine Informations-Website bereitzustellen? Mozilla steht genau dafür, das Internet zugänglich für alle zu machen. Oder ist das einfach nur eine reflexartige Reaktion auf den Begriff „KI“ (wie es im deutsprachigen Raum heißt)? In dem Fall schlage ich vor, du befasst dich etwas intensiver mit dem Produkt. Ja, es wird KI genutzt, um Inhalte vorzuschlagen. Was ist jetzt dein Argument? Dass es ein höheres Ziel verfolgen würde, wenn Mozilla stattdessen Lorem Ipsum-Texte verwendet?
Noch so eine merkwürdige Aussage. Man kann dafür überhaupt nicht spenden.
Ich habe kein Problem mit KI. Wie kommst du drauf?
Um Webseiten anzubieten gibt es genug Lösungen von Anbietern, die damit mehr Erfahrung haben. Das muss Mozilla nicht auch noch machen, wenn die Mittel knapp werden. Dann müssten sie sich Mailserver und so weiter anbieten.
Da werden wir wohl nicht zusammenkommen.
Pocket ist eine sinnvolle Erweiterung zu Firefox. Natürlich nur meiner Meinung nach. Ich habe Pocket gern genutzt, lange auch dafür bezahlt und kann die Einstellung nicht nachvollziehen.
Als langjähriger Unterstützer von Mozilla (ich habe schon für die Version 1.0 Werbekampagne von Firefox gespendet) kann ich die Produktpolitik von Mozilla immer weniger nachvollziehen.
Dafür, dass man nach deiner Aussage für Mozilla nicht mehr spenden kann, bekomme ich ganz schön viele Mails von denen, mit der Aufforderung zu spenden.
Du hast KI explizit erwähnt. Aus diesem Grund habe ich gefragt. Du kannst Solo auch einfach als Website-Builder betrachten. Sobald man eigene Inhalte einpflegt, hat das mit KI ohnehin nicht mehr viel zu tun.
Das ist ein wirklich eigenartiges „Argument“. Weil es andere Anbieter mit Erfahrung gibt, sollte Mozilla das nicht tun. Damit kannst du auch „begründen“, wieso Mozilla die Entwicklung von Firefox einstellen sollte.
Fakt ist: Ausgehend davon, wofür Mozilla steht, passt Solo sehr gut ins Produktportfolio von Mozilla. Ob man an dem Produkt nun Gefallen findet oder nicht, muss jeder für sich selbst beurteilen. Dass man Pocket und Fakespot einstellt, hat aber keine Aussagekraft für Solo oder andere Projekte von Mozilla.
Das haben viele so gesehen und viele andere nicht. Was mich persönlich betrifft: Das Konzept der Ablage fand ich gut, produktiv genutzt oder gar bezahlt habe ich dafür nicht. Für mich waren die Content-Empfehlungen das Interessanteste an Pocket – und der Part wird bleiben. Sowohl die Integration der Content-Empfehlungen in Firefox als auch der Newsletter – in Zukunft unter neuem Namen – werden nicht eingestellt.
Was die Nachvollziehbarkeit der Einstellung von Pocket als Dienst betrifft, darf man davon ausgehen, dass Mozilla Argumente hat, die wir nicht unbedingt kennen. So wissen wir zum Beispiel nicht, welche Kosten das verursacht hat (u.a. Infrastruktur sowie Entwickler für das Web, Android und iOS) und welche Einnahmen dem gegenüber standen. Man könnte die offizielle Mitteilung aber durchaus dahingehend interpretieren, dass die Anzahl der Nutzer sinkend war. Dass sich geändert hat, wie die Nutzer das Web nutzen, klingt nämlich nach einer Umschreibung genau dafür.
Das war überhaupt nicht meine Aussage. Dir fehlt aber offensichtlich ein grundlegendes Verständnis der Organisationsstruktur von Mozilla. Du kannst für die Mozilla Foundation und deren Projekte spenden. Du kannst aber nicht für die Mozilla Corporation und schon gar nicht gezielt für einzelne Produkte spenden. Solo ist kein Produkt der Mozilla Foundation und wird damit auch nicht durch Spenden finanziert. Und selbst, wenn Solo ein Foundation-Projekt wäre und du für die Mozilla Foundation spendest, geht das alles in einen gemeinsamen Foundation-Topf und du kannst dir keine einzelnen Projekte aussuchen.
Gibt es eine vernünftige Alternative für Fakespot?
Ich habe es gerne und recht viel genutzt…
Vielleicht fällt jemand anderem etwas ein. Mir ist zu Fakespot leider keine Alternative bekannt. Das ist aber auch kein Bereich, mit dem ich mich bisher besonders viel auseinandergesetzt hätte.