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Das neue Release-Modell für Thunderbird (vorläufig)

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Mozilla wird bekanntermaßen die eigenen Bestrebungen bezüglich der aktiven Weiterentwicklung von Thunderbird zurückstellen und die Aufgabe an die Entwickler-Community übertragen, neue Innovationen in den E-Mail-Client zu bringen, was auch ganz direkte Auswirkungen auf das Release-Modell haben wird. Zwar steht der finale Plan noch aus, doch möchte ich an dieser Stelle einen ersten (unverbindlichen) Blick auf den derzeitigen Stand der Dinge werfen.

Vergangene Woche hat Mozilla auf dem MozCamp 2012 in Warschau den aktuellen Stand der Planung zur Zukunft von Thunderbird präsentiert, welchen ich nicht vorenthalten möchte. Mozilla wird wie sowieso schon bekannt weiterhin bezahlte Mitarbeiter für das Thunderbird-Projekt abstellen, unter anderem für die Qualitätssicherung sowie den Support, und die komplette Infrastruktur zur Verfügung stellen. Der Anteil an bezahlten Mitarbeitern wird in nahezu allen Bereichen auf das absolute Minimum reduziert werden, Ausnahmen stellen hier das Release Management, Release Engineering sowie der Bereich Sicherheit & Datenschutz dar. Die Bereiche Lokalisation, Qualitätssicherung, Support sowie Dokumentation werden sowieso bislang bereits größtenteils von der Community übernommen. Entscheidende Unterschiede gibt es unter anderem bei der Entwicklung neuer Features, dem Code-Reviewing sowie dem Marketing.

Thunderbird Paid Staff / Contributors

Am 20. November 2012 soll Thunderbird 17.0 erscheinen, welcher gleichzeitig die neue Basis für die ESR-Releases von Thunderbird darstellt wie auch den Startschuss in ein neues Release- und Governance-Modell einläutet. Es wird ab da an nicht mehr alle sechs Wochen neue Feature-Releases geben, aber es wird weiter alle sechs Wochen Updates mit Sicherheits- und Stabilitäts-Fixes geben, bis dann Thunderbird 24.0 und damit eine neue ESR-Version erscheinen wird.

Mit dem Erscheinen von Thunderbird ESR 24 im September 2013 soll es dann auch eine reguläre Thunderbird 24-Version mit neuen Features geben. Neuerungen hierfür werden durch die Thunderbird-Community entwickelt. Sollte es schon eher genug Neuerungen geben, welche einen Release rechtfertigen, ist zwischen Thunderbird 17.0 und Thunderbird 24.0 auch der Release einer Version 17.1 möglich, während parallel Version 17.0 als ESR-Version weiterläuft. Generell ist neben einem ESR-Release pro Jahr der Release von ein bis zwei Feature-Releases pro Jahr vorgesehen.

Thunderbird Release-Modell

Dieser vorläufige Plan deckt bislang ausdrücklich nur die Zeit bis Thunderbird 24 ab. Für die Zukunft von Thunderbird über diesen Zeitpunkt hinaus liegen noch keine Informationen vor.

Dieser Artikel wurde von Sören Hentzschel verfasst.

Sören Hentzschel ist Webentwickler aus Salzburg. Auf soeren-hentzschel.at informiert er umfassend über Neuigkeiten zu Mozilla. Außerdem ist er Betreiber von camp-firefox.de, der ersten Anlaufstelle im deutschsprachigen Raum für Firefox-Probleme aller Art. Weitere Projekte sind firefox.agenedia.com, mozilla.de, firefoxosdevices.org sowie sozone.de.

6 Kommentare - bis jetzt!

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  1. schrieb am :

    Laß mich das mal kurz rekapitulieren (ich hab mir das 2.Bild GEnau angesehen):

    1) Release: jetzt ist 15.01, in einem Jahr ist 24.0.0

    2) ESR kommt 1x pro Jahr

    3) Mainstream kommt 1x oder 2x pro Jahr

    4) aller 6 Wochen kommt „so´n bißchen“ für Sicherheit/Stabilität, ist das das hinter dem Punkt?

    Frage: zwischen 1x/Jahr und 1x-2x/Jahr ist ja so ein großer Unterschied nun nicht, da frag ich mich: das könnte man doch zusammenführen? Wie man das dann nennt, das dürfte wohl das kleinste Problem sein.

    Wieso da noch 2 Sachen parallel?

  2. Sören Hentzschel Verfasser des Artikels
    schrieb am :

    Sicherheits- und Stabilitätsupdates sind die mit der Versionsänderung an dritter Stelle, ja. 😉 Wieso es weiter zwei parallele Zweige geben soll, hat einen ganz einfachen Grund: Damit es weiter einen garantierten Versionszweig gibt, auf welchem es wirklich nichts als Sicherheits- und Stabilitätsupdates gibt. Das ist ja der Sinn von ESR. Aber normale Anwender wollen ja vielleicht auch von Neuerungen profitieren und ein Update erhalten, wenn es denn soweit ist.

  3. wert33
    schrieb am :

    denke es ist besser so, würde so etwas auch bei firefox beglückwünschen, glaube so haben die entwickler mehr zeit ihre erweiterungen anzupassen

  4. Sören Hentzschel Verfasser des Artikels
    schrieb am :

    Für Erweiterungsautoren stellt das Release-Modell eigentlich kein Problem dar. Das ist ein Trugschluss vieler Anwender, die selber aber keine Erweiterungen anbieten. Wahrscheinlich weil es auf den ersten Blick logisch erscheint, dass das ein Problem für die Entwickler wäre. Aber ich bin ja selber Programmierer von Erweiterungen (von mir findet man immerhin sechs Erweiterungen auf Mozillas Add-on-Seite) und kann daher aus eigener Erfahrung sagen: So ist es nicht. Die Situation für Entwickler von Erweiterungen ist heute so komfortabel wie nie zuvor. Die API-Änderungen von Release zu Release sind extrem überschaubar. Sind ja auch nur sechs Wochen zwischen zwei Releases. Das ist ein gewaltiger Vorteil gegenüber dem alten Release-Modell, das hat die Entwickler von Erweiterungen vor viel größere Probleme gestellt. Die Änderungen sind hervorragend dokumentiert. Außerdem finden von Mozilla vollkommen automatisierte Tests gegen die API-Änderungen statt. Werden keine Probleme festgestellt – wirklich fast immer der Fall – wird die Kompatibilität automatisch erhöht, ohne dass der Entwickler auch nur einen Finger rühren muss. Anderenfalls bekommt der Entwickler automatisch eine E-Mail zugeschickt mit weiteren Informationen. Benutzt man außerdem Mozillas SDK zur Entwicklung von Erweiterungen, muss man sich meistens nicht einmal um Änderungen scheren, die einen ohne Verwendung des SDKs betreffen würden, weil das SDK die eigentliche Implementierung übernimmt und man einfach nur die aktuellste Version verwenden muss. Aber das Neu-Packen mit neuen SDK-Versionen übernimmt auch immer wieder Mozilla, ohne dass es der Entwickler machen muss. Also nein, Erweiterungs-Entwickler brauchen definitiv nicht mehr Zeit um ihre Erweiterungen anzupassen. Was hätte ich darum gegeben, wenn das schon früher so gewesen wäre. Eine meiner Erweiterungen musste ich zwischen Firefox 3.6 und Firefox 4.0 praktisch komplett neu entwickeln. Da hat sich so viel verändert, es hat gar nichts mehr funktioniert. Das kann jetzt gar nicht mehr passieren.

  5. TennoDiablo
    schrieb am :

    Ich habe zum neuen Governance-Modell jetzt nur noch zwei Fragen, Sören:

    1. Du hattest mal geschrieben, Thunderbird soll noch ein neues Adressbuch bekommen. Ist das jetzt für Thunderbird 17 vorgesehen oder wird das per Addon nachgereicht, denn ab nächstem Jahr soll es ja nur noch Sicherheits- und Stabiupdates in 2/3 aller Fälle geben und das Adressbuch wird ja nicht durch die Community entwickelt.

    2. Ändert sich bei Thunderbird auch irgendwas im Bezug auf Lightning, dass der Kalender ebenfalls an die Community abgetreten wird oder wird das weiterhin von Mozilla selber beigesteuert? Wie sind da die Pläne?

  6. Sören Hentzschel Verfasser des Artikels
    schrieb am :

    In Thunderbird 17 wird auf gar keinen Fall ein neues Adressbuch kommen, die aktive Entwicklungsphase für Version 17 ist bereits seit knapp sechs Wochen abgeschlossen. Und das wird ein reguläres Thunderbird-Feature und keine Erweiterung werden. Diesbezüglich kann man über den Blog von Mike Conley [1] sowie Github [2] auf dem Laufenden bleiben.

    [1] http://mikeconley.ca/blog/
    [2] https://github.com/mikeconley/thunderbird-ensemble/commits/master

    Der Kalender ist sowieso schon ein Community-Projekt gewesen. Dort gab es immer nur einen einzigen Vollzeit-Mitarbeiter für und der wird das soweit ich weiß auch in Zukunft machen.

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