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Die Zukunft von Thunderbird – Ausblick auf kommende Features

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Vor etwas mehr als zwei Wochen hat Mozilla angekündigt, die eigenen Bestrebungen bezüglich der aktiven Weiterentwicklung von Thunderbird zurückzustellen und die Aufgabe an die Entwickler-Community zu übertragen, neue Innovationen in den E-Mail-Client zu bringen. Dass dies nicht heißt, dass es keine Neuerungen mehr geben wird, habe ich bereits mehrfach erörtert. An dieser Stelle möchte ich einen (nicht verbindlichen) Überblick darüber geben, was wir in Zukunft noch erwarten können.

Kurzfristige Verbesserungen

Thunderbird 15

Mozilla hat bereits eine erste Beta-Version von Thunderbird 15 veröffentlicht. Die finale Version wird bereits in etwa fünf Wochen erscheinen. Die neuste Version bringt eine Vielzahl an Neuerungen. So wurde das Standard-Design überarbeitet, Thunderbird beherrscht Instant Messaging (IRC, Twitter, Facebook, Google Talk, XMPP) inklusive Integration in die Suchfunktion zum Wiederfinden alter Konversationen, nach dem Cloud-Dienstleister youSENDit lassen sich Dateianhänge ab dann auch bei Ubuntu One hochladen und Thunderbird kennt den Do-not-Track-Header.

Thunderbird IRC

Thunderbird 16 und Thunderbird 17

Dass sich Thunderbird 15 bereits in der Beta-Phase befindet, bedeutet natürlich auch, dass man bereits die Entwicklung von Thunderbird 17 begonnen hat. Vor allem können wir in den nächsten beiden Releases nach Thunderbird 15 weitere Verbesserungen am Australis-Theme sowie beim Instant Messaging erwarten. So werden wir beispielsweise in Zukunft direkt neben dem Absender einer E-Mail sehen, ob diese Person in einem der genutzten Netzwerke gerade online ist oder nicht. Nach youSENDit und Ubuntu One werden noch mindestens box.com und spideroak.com folgen. Mit Dropbox konnte bedauerlicherweise keine Einigung erzielt werden, so dass Dropbox bei Bedarf per Erweiterung nachgerüstet werden muss. Einen funktionierenden Prototypen hierfür gibt es bereits. Das aus Firefox bekannte Smooth Scrolling wird es ab Version 16 auch bei Thunderbird geben, Version 17 wird zudem eine bessere Performance beim Verschieben, Kopieren oder Löschen von großen Nachrichten haben.

Thunderbird 15 Filelink

Für die aktive Thunderbird 17-Entwicklung bleiben noch gute fünf Wochen, in welchen natürlich noch einiges passieren kann. Derzeit wird im Rahmen des Google Summer of Code (GSoC) an diversen Projekten durch die Entwickler-Community gearbeitet.

Google Summer of Code

App Tabs

Ein Projekt, welches sehr gute Fortschritte erzielt, sind die sogenannten App Tabs. Wie bereits in Firefox werden sich auch in Thunderbird Tabs anpinnen lassen, welche dann mit reduzierter Tabgröße links der normalen Tabs angezeigt werden und bei jedem Start automatisch geladen werden.

Thunderbird App Tabs

Verbesserte Unterstützung von Google Mail (GMail)

Ebenfalls aktiv gearbeitet wird an einer verbesserten Unterstützung von Google Mail. So werden in Zukunft Googles IMAP-Erweiterungen X-GM-MSGID, X-GM-THRID oder auch X-GM-LABELS mit ausgewertet, um die Zusammenarbeit zwischen Google Mail und Thunderbird zu verbessern. Beispielsweise soll Thunderbird bei der Verwendung von Labels nicht mehr mehrere Kopien der selben Nachricht herunterladen.

Thunderbird ISPDB fertigstellen

Die Thunderbird ISPDB ist ein Online-Konfigurationsservice für E-Mail-Provider und stellt die Grundlage für die Automatische Konfiguration von E-Mail-Accounts dar. Hier gibt es noch ein paar neue Features zu ergänzen und Fehler zu beheben, für welche das Thunderbird-Team bislang keine Zeit gefunden hat. Das ist das Ziel dieses Projekts.

Lightning: Verbesserte Einladungen & ‚Keine Antwort‘-Erinnerung

Nicht direkt Thunderbird, sondern Lightning soll ebenfalls im Rahmen von GSoC Verbesserungen erhalten. So soll die Unterstützung von Einladungen basierend auf dem iTIP/iMIP-Standard verbessert werden. Ein weiteres Projekt war ursprünglich als Projekt für Thunderbird geplant, wird nun aber ebenfalls den Kalender aufwerten. Sicher ist es den meisten schon passiert, dass sie einmal vergessen haben, auf eine E-Mail zu antworten. Lightning soll eine Funktion erhalten, welche uns über nicht versendete Antworten informiert.

Thunderbird No-Reply Reminder
Bildquelle: code.google.com/p/reply-manager/

Mozilla & die Papercuts

Bei den sogenannten Papercuts handelt es sich um kleinere Dinge, welche nicht sehr kompliziert zu beheben sein sollen, aber im Alltag doch eher lästig sind. Es haben sich bereits acht Thunderbird-Entwickler selbst dazu verpflichtet, jeweils fünf solcher Papercut-Bugs im Laufe des nächsten Jahres zu beheben, um damit zu zeigen, dass Thunderbird nicht tot ist.

Auf dieser Mozilla Wiki-Seite lassen sich die bisherigen Papercut-Nominierungen betrachten. Welche Dinge wir davon und von denen, die noch dazukommen werden, in Zukunft behoben sehen werden, das wird die Zukunft zeigen. Aber acht mal fünf sind 40 und das ist keine schlechte Zahl.

Maildir

Es passt nicht in die restlichen Kategorien und es gibt auch nichts Konkretes dazu zu vermelden. Allerdings hieß es vor zwei Wochen, dass Thunderbird-Entwickler David Bienvenu in jedem Fall die MailDir-Unterstützung noch fertigstellen möchte.

Weitere mögliche Neuerungen durch die Entwickler-Community

Desweiteren wird derzeit eine Thunderbird Community Roadmap ausgearbeitet, wo ein wenig koordiniert wird, an welchen Dingen kurz-, mittel und langfristig durch die Entwickler-Community gearbeitet werden könnte. Die Planungen sind noch in einem sehr frühen Status, deswegen ist das Dokument auch noch als Alpha gekennzeichnet und mit Vorsicht zu genießen, da es auch teilweise nur Ideen sind, aber es schadet nicht, einen unverbindlichen Blick zu riskieren.

Hier lassen sich Dinge wie die Integration der Mail Summaries-Erweiterung oder ein Attachment-Browser herauslesen, eine bessere Zugänglichkeit für Screenreader, um blinden oder sehbedinderten Menschen die Verwendung von Thunderbird zu erleichtern, diverse Sicherheits- und Konfigurations-Verbesserungen aus dem Trustedbird-Projekt und noch einiges mehr.

Da dieser Teil aber der bislang am wenigsten Konkrete ist, möchte ich auf die dort genannten Dinge nicht näher eingehen. Dass dort vorsichtig die Frage angeschnitten wird, ob eine direkte Integration von Lightning eine Option sei, zeigt dass hier noch sehr viel Brainstorming betrieben wird, denn diesen Punkt halte ich nicht für realistisch. Hier soll jeder einen eigenen Blick wagen, interessante Dinge stehen dort in jedem Fall und vielleicht sehen wir das eine oder andere davon in Zukunft in Thunderbird.

Und nun: Bild‘ dir deine eigene Meinung

Das ist der Stand der Dinge. Bei der Diskussion um die Zukunft von Thunderbird und ob das Projekt nun tot sei oder nicht, sollten diese Dinge zumindest mit in die Argumentationen einbezogen werden. 😉

Dieser Artikel wurde von Sören Hentzschel verfasst.

Sören Hentzschel ist Webentwickler aus Salzburg. Auf soeren-hentzschel.at informiert er umfassend über Neuigkeiten zu Mozilla. Außerdem ist er Betreiber von camp-firefox.de, der ersten Anlaufstelle im deutschsprachigen Raum für Firefox-Probleme aller Art. Weitere Projekte sind firefox.agenedia.com, mozilla.de, firefoxosdevices.org sowie sozone.de.

11 Kommentare - bis jetzt!

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  1. tomboy
    schrieb am :

    Card dav dürfte zumindest für mich das non plus ultra papercut sein : https://bugzilla.mozilla.org/show_bug.cgi?id=546932

  2. Aldi
    schrieb am :

    Vielen Dank für den Eintrag. Das gibt Hoffung. Thunderbird ist ein klasse und zukunftsweisendes Projekt!

  3. Daria
    schrieb am :

    Was für ein Gtk-Theme verwendest Du?

  4. Sören Hentzschel Verfasser des Artikels
    schrieb am :

    Ich verwende gar kein Linux, sondern nur Windows und Mac OS X, daher sind meine eigenen Screenshots auch nur von diesen Systemen aufgenommen. 😉

  5. schrieb am :

    Danke für diesen ausführlichen und toll verfassten Überblick! Thunderbird wird weiterleben und hoffentlich lange. Allein Canonical und die Stadt München zählen darauf. Schade, dass so etwas nicht bei den großen Medien verbreitet wird, wo sich die Leser in wilden Spekulationen und Flucht- und Fluchreaktionen überwerfen …

  6. Lorenz
    schrieb am :

    Ja, danke für deine tolle Thunderbird-Überblickte. Wegen denen verwende ich Thunderbird doch weiter – unter Ubuntu.

    Lorenz

  7. schrieb am :

    Bedauerlich an Thunderbird ist vor allem, dass es die Entwickler in der ganzen Zeit des Bestehens nicht geschafft haben, die Spracheinstellungen so einzurichtbar zu machen, dass sich z. B. die Wahl der Anführungszeichen einstellen lässt, als etwa die korrekten typografischen anstelle der einzig möglichen englischen, was im großen Konkurrenzprodukt Outlook schon längst gang und gäbe ist! Siehe: http://blog.ronaldfilkas.de/2013/05/15/liebe-thunderbird-entwickler/

  8. Sören Hentzschel Verfasser des Artikels
    schrieb am :

    Ich kann den Inhalten des verlinkten Artikels leider nicht verfolgen, mir stürzt mein Thunderbird wirklich nie ab, das Problem wird also höchstwahrscheinlich individueller Natur sein. Mal Thunderbird im Safe Mode gestartet (bei gedrückter Shift-Taste)? Und habe ich das richtig herausgelesen, dass es für Firefox angeblich keine bahnbrechenden Neuerungen mehr gibt? Da sagen meine Artikel über die Firefox-Neuerungen aber etwas ganz anderes. Und es gibt doch noch sehr, sehr viele Mail-Clients mehr außer Outlook und Thunderbird. 😉

    Zum eigentlichen Inhalt dieses Kommentars, ich verstehe gerade nicht, um welche Anführungszeichen es geht. Ich besitze auch kein Outlook und kann es daher nicht vergleichen. Geht es um die Anführungszeichen in empfangenen E-Mails oder geht es darum, was bei der Eingabe der entsprechenden Tasten auf der Tastatur passiert? Ersteres steuert der Absender der E-Mail, klar. Bei letzterem frage ich mich, ob das überhaupt die Aufgabe von Firefox respektive Thunderbird ist. Ich meine, wenn kein Browser eine solche Einstellmöglichkeit bietet, dann wird das doch Gründe haben, wie beispielsweise den, dass es die falsche Zuständigkeit ist. Was passiert, wenn ich welche Taste auf meiner Tastatur drücke, ist für mich auf den ersten Blick Angelegenheit des Betriebssystems und / oder der Tastatur-Treiber. Das wäre zumindest mein erster Gedanke, wenn ich darüber nachdenke. Wenn du meinst, das müsse unbedingt Firefox / Thunderbird machen, dann leg doch bitte einen entsprechenden Vorschlag auf bugzilla.mozilla.org und verlinke diesen anschließend hier in den Kommentaren, ich wäre interessiert das zu verfolgen. Die Idee, die „richtigen“ Anführungszeichen zu verwenden, ist sicher gerechtfertigt.

  9. schrieb am :

    Um welche Anführungszeichen es sich handelt, ist in meinem Blog- Beitrag genau ersichtlich! Ich weiß zwar, mit welcher Tastenkombination (Alt + 0132 und Alt + 0147 für die doppelten Anführungszeichen, Alt + 0130 und Alt + 0145 für die einfachen) ich diese in Thunderbird einbringen kann, die Meisten aber nicht. Außerdem funktioniert dies nur bei Thunderbird, bei Firefox nicht. Wie in Word, lässt sich bei Outlook in den Voreinstellungen festlegen, welche Anführungszeichen verwendet werden. Diese werden dann automatisch beim Drücken auf Umschalt (Shift) + 2 in die voreingestellten umgewandelt. Bei Outlook ist das, wie gesagt, seit Langem üblich!

    Aber danke für den Tipp mit dem abgesichten Modus: Nur so kann ich die Absturzberichte ohne das Risiko öffnen, dass Thunderird abstürzt!

  10. Sören Hentzschel Verfasser des Artikels
    schrieb am :

    Wenn Thunderbird im Abgesicherten Modus nicht abstürzt und sonst schon, dann ist es fast sicher, dass eine Erweiterung den Absturz verursacht. 😉

    Wie gesagt, schlag das bei Mozilla über die Bugzilla-Plattform mal vor. Vielleicht hat das schon jemand vorgeschlagen, dann wird man da sicher früher oder später drauf verwiesen, vielleicht hat es aber auch noch niemand vorgeschlagen. Die Idee ist ja nicht schlecht. Aber zumindest besteht so die Chance auf eine Reaktion durch einen Entwickler.

  11. schrieb am :

    Da gab es schon mal was: https://bugzilla.mozilla.org/show_bug.cgi?id=234800 (zum ersten Mal 2004 eingebracht!) und https://bugzilla.mozilla.org/show_bug.cgi?id=518438. Getan hat sich aber nichts, und um das weiter anzutreiben, müsste ich erst ein Konto erstellen.

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