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Bekommt Firefox für Apple iOS die Gecko-Engine von Mozilla?

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Wie jeder Browser für Apple iOS nutzt auch Firefox für iOS die Browser-Engine Webkit – weil Apple keine andere Browser-Engine zulässt. Doch könnte sich das in der Zukunft ändern. Ein erstes Indiz zeigt: Mozilla beschäftigt sich mit der Portierung der eigenen Gecko-Engine für iOS.

Browser-Hersteller sind stark eingeschränkt, was die Entwicklung eigener Browser für das iPhone sowie iPad betrifft. Durch Apples Zwang zur Webkit-Engine können Entwickler nicht im gleichen Umfang Verbesserungen ausliefern, wie es für Android möglich ist.

Experimente von Mozilla haben bereits vor Jahren gezeigt, dass die eigene Gecko-Engine, welche Firefox für Windows, macOS, Linux und Android antreibt, grundsätzlich auch für iOS möglich ist. Bis heute verbieten Apples Richtlinien allerdings die Auslieferung eines solchen Produkts.

Dass sich dies in Zukunft ändern könnte, deutet sich nun im offiziellen Issues Tracker von Firefox für iOS an. Dort wurde vor rund zwei Wochen von Mozilla selbst ein neuer Task mit der Aufgabe erstellt, eine Einstellungs-Seite bereitzustellen, über welche zwischen Apples WKWebview, worüber die Webkit-Engine eingebetettet wird, sowie GeckoView, also Mozillas Pendant mit der Gecko-Engine, umgeschaltet werden kann. Einen solchen Ansatz verfolgte Mozilla bereits mit Firefox Klar für Android, der zunächst mit Chromium WebView veröffentlicht und später auf GeckoView umgestellt worden war, zunächst für einen Teil der Nutzer und mit Wechsel-Möglichkeit, später für alle Nutzer.

Was das Ticket in Mozillas Issues Tracker nun ganz konkret für Firefox für iOS bedeutet, wird die Zukunft zeigen. Auch mir war es nicht möglich, zu diesem Zeitpunkt weitere Informationen zu erhalten. Klar ist: Selbst wenn Mozilla tatsächlich einen Firefox für iOS mit Gecko-Engine veröffentlichen wollte, wäre dieser wohl noch mindestens einige Monate entfernt.

Möglich werden könnte dies durch den sogenannten Digital Markets Act der Europäischen Union. Die neue Verordnung soll die Einschränkung der Mitbewerber durch sogenannte „Gatekeeper“ im Digitalbereich begrenzen, zu denen nach der Definition auch Apple zählt, und so einen faireren Wettbewerb schaffen. Ein Verstoß gegen die Vorgaben soll mit sehr hohen Bußgeldern bestraft werden können.

Dieser Artikel wurde von Sören Hentzschel verfasst.

Sören Hentzschel ist Webentwickler aus Salzburg. Auf soeren-hentzschel.at informiert er umfassend über Neuigkeiten zu Mozilla. Außerdem ist er Betreiber von camp-firefox.de, der ersten Anlaufstelle im deutschsprachigen Raum für Firefox-Probleme aller Art. Weitere Projekte sind firefox.agenedia.com, mozilla.de, firefoxosdevices.org sowie sozone.de.

8 Kommentare - bis jetzt!

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  1. Thoys
    schrieb am :

    Gibt es eigentlich Statistiken, wie viele Appleuser Firefox verwenden?

    Mein Erleben ist, dass Appleuser sehr zufrieden in der Apple-Blase sind und Safari nutzen.

    Wäre eine Abwägung zwischen Ressourcen und Zielgruppe an dieser Stelle angebracht? Das ist eine echte Frage, ich habe die Antwort noch nicht. Auf der einen Seite ist es super, wenn für alle Geräte Firefox zur Verfügung steht, auf der anderen Seite kommen harte Zeiten auf uns zu und vielleicht sollte Mozilla dann Ressourcen da einsetzen, wo mehr Zielgruppe da ist.

    Schöne Grüße Thoys

  2. Sören Hentzschel Verfasser des Artikels
    schrieb am :

    Gibt es eigentlich Statistiken, wie viele Appleuser Firefox verwenden?

    Vermutlich die üblichen Marktanteils-Statistiken. Das ist das beste Instrument für Nutzungszahlen, welches zur Verfügung steht, und schon das ist mit großer Vorsicht zu genießen, weil selbst die bekanntesten Marktanteils-Statistiken letztlich nur von einem Bruchteil eines Bruchteils der Internet-Nutzung schlussfolgern.
     

    Mein Erleben ist, dass Appleuser sehr zufrieden in der Apple-Blase sind und Safari nutzen.

    Klar. Man kann sicherlich davon ausgehen, dass auf Apple-Betriebssystemen gerne Safari genutzt wird. Apple hat natürlich den Vorteil, Hardware, Betriebssystem und Browser perfekt aufeinander abstimmen und auch Verbindungen schaffen zu können, bei denen der Nutzer davon profitiert, im Apple-Ökosystem zu bleiben. Und genau hier besteht auch ein Problem: Auf iOS haben Mitbewerber überhaupt nicht die gleichen Möglichkeiten.
     

    Wäre eine Abwägung zwischen Ressourcen und Zielgruppe an dieser Stelle angebracht? Das ist eine echte Frage, ich habe die Antwort noch nicht. Auf der einen Seite ist es super, wenn für alle Geräte Firefox zur Verfügung steht, auf der anderen Seite kommen harte Zeiten auf uns zu und vielleicht sollte Mozilla dann Ressourcen da einsetzen, wo mehr Zielgruppe da ist.

    Apple hat einen signifikanten Anteil am Smartphone- und Tablet-Markt. Damit ist dann auch die Frage nach der Zielgruppe beantwortet. Die ist mehr als vorhanden. Und nur damit zu argumentieren, wie viel Prozent der iOS-Nutzer derzeit Safari nutzen, funktioniert nicht, weil ja genau die Tatsache, dass andere Browserhersteller bislang so stark von Apple eingeschränkt werden, ein wesentlicher Grund dafür ist, dass so viele Menschen Safari auf iOS nutzen. Denn natürlich stellt sich die Frage: Wieso sollte man einen weniger integrierten Browser nutzen, wenn die Alternativen nicht viele Mehrwerte schaffen können? Klar, ein paar Mehrwerte kann auch Firefox für iOS bieten. Aber die sind vielleicht auch nicht für jeden Nutzer relevant. Schon die Bereitstellung besserer Datenschutz-Features, ähnlich zum Desktop und zu Android, ist auf iOS nicht möglich, solange Apple diktiert, welche Möglichkeiten zur Verfügung stehen und welche nicht. Und das ist normalerweise ein wesentlicher USP von Mozilla. Ein Firefox mit Gecko-Engine wird natürlich längst nicht jeden Safari-Nutzer zu Firefox bringen. Aber es ist eine Voraussetzung, um ernsthaft in Konkurrenz mit Apple treten zu können. Und letztlich profitieren ja auch Safari-Nutzer davon, wenn es das Geschäft belebende Konkurrenz gibt.

    Ich weiß nicht, worauf genau sich die harten Zeiten beziehen, denn Mozilla geht es nicht so schlecht.

  3. Thoys
    schrieb am :

    Danke fürs Antworten.

    Tatsächlich hätte ich ein Argument für FF auf iOs. Wenn du auf dem Linux PC, Android Tablet und iPhone deine Lesezeichen syncen willst. Dann fände ich es sehr ärgerlich, wenns keinen gäbe.

     

  4. Se
    schrieb am :

    Und ich hab mich immer gefragt warum FF Für IOS nicht die gleichen Features bietet wie für Android. Wusste eben nicht dass das so stark an Webkit liegt.

    Ebenfals interessant finde ich das Apple Gecko auf MacOS zulässt und auf IOS so rumeiert.

  5. schrieb am :

    Also, in den Statistiken wird der Firefox für iOS nur zu Safari gezählt, weil er eben Webkit hat. Die Statistiken trennen da nicht.

    Ich nutze auf iOS und iPad auch nur Safari, weil er einfach perfekt ist. Außerdem gefällt die Oberfläche von Firefox auf den beiden Geräten. Auf MacOS und Windows nutze ich Firefox, weil er da der beste Browser ist.

    Lorenzo

  6. Sören Hentzschel Verfasser des Artikels
    schrieb am :

    Also, in den Statistiken wird der Firefox für iOS nur zu Safari gezählt, weil er eben Webkit hat. Die Statistiken trennen da nicht.

    Das kommt auf die Statistik an. Firefox hat einen eigenen User-Agent und ist daher auch unterscheidbar von Safari, wenn man das in seinen Statistiken trennen möchte. Ich nutze Matomo und Matomo trennt das.

    Ich nutze auf iOS und iPad auch nur Safari, weil er einfach perfekt ist.

    Perfekt ist ein starkes Wort. Als Entwickler bin ich permanent den Schwächen der Webkit-Engine ausgesetzt, die gegenüber Gecko und Blink (Chromium) leider spürbar mehr sind. Schon daran scheitert für mich die Perfektion. Aktuell betrifft das dann natürlich alle iOS-Browser. Aber sobald andere Engines zugelassen werden, werden andere Browser von dem Aspekt her auch einen deutlichen Mehrwert gegenüber Safari anbieten können.

  7. schrieb am :

    Sören, wenn Matomo das trennt, ist es sehr gut, aber das macht eben nicht jede Statistik und dadurch entsteht oft auch ein falsches Bild in den Marktanteilen.

    Mit Perfekt meine ich eigentlich mehr die Bedienung und Betriebssystem-Integration. Ich habe auch keine Probleme auf Webseiten. Deshalb habe ich kein Grund zum Wechsel. Dass Webkit seine Schwächen hat, weiß ich auch. Ich verstehe dich schon. Aber die Schwächen spielen für mich weniger eine Rolle.

    Lorenzo

  8. Sören Hentzschel Verfasser des Artikels
    schrieb am :

    Sören, wenn Matomo das trennt, ist es sehr gut, aber das macht eben nicht jede Statistik und dadurch entsteht oft auch ein falsches Bild in den Marktanteilen.

    Für die Marktanteile ist das kein Thema. Wie gesagt ist das durch den User-Agent problemlos unterscheidbar. Das nicht zu unterscheiden, wäre schlicht und ergreifend ein Bug in der User-Agent-Erkennung. Bei den gängigen Unternehmen zur Erhebung solcher Statistiken existiert ein solcher Bug nicht. Nehmen wir beispielsweise Statcounter als einen der populärsten Dienste für Marktanteile. Statcounter unterscheidet definitiv auch auf iOS zwischen den Browsern.

    Dass nicht jede Statistik diese Trennung vornimmt, mag stimmen, beeinflusst aber deswegen nicht die Statistiken für Marktanteile, weil die Statistiken nicht durch individuelle Erhebungen einzelner Websites zustande kommen, sondern weil es eine gewisse Menge an Websites gibt, die alle den Tracking-Code des jeweiligen Anbieters einbinden. Wieder am Beispiel Statcounter: Grundlage für deren Zahlen sind Daten, die sie von ca. 1,5 Millionen Websites erhalten. Die nutzen alle den Tracking-Code von Statcounter und der hat damit wie gesagt kein Problem.

    Die 1,5 Millionen Websites zeigen das eigentliche Problem von Marktanteils-Statistiken: Die Statistiken basieren auf den Daten von einem Bruchteil eines Bruchteils aller Websites. Es gibt weit über eine Milliarde Websites. Dazu kommt, dass Nutzer Möglichkeiten haben, die eine Erhebung von Daten verhindern. Nun könnte man sich auch noch überlegen, dass Firefox-Nutzer das tendenziell vermutlich eher verhindern als Chrome-Nutzer, auf Grund von Datenschutz-Themen. Menschen, denen das wichtig ist, nutzen wohl eher selten Chrome. Damit will ich sagen: Marktanteils-Statistiken sind nur eingeschränkt repräsentativ. Was diese Statistiken zeigen, ist eine Entwicklung über die Zeit innerhalb dieses speziellen Ausschnitts von Nutzern. Die Tendenzen, ob abnehmend oder zunehmend, werden schon halbwegs so passen. Ein Browser, der in den Statistiken auf nur 10 Prozent Marktanteil kommt, wird in Wahrheit auch niemals bei 90 Prozent liegen. Aber es ist eben auch nicht so eine exakte Wissenschaft, wie manche gerne daraus machen würden. Es ist am Ende des Tages eine ganz grobe Schätzung.

    Mit Perfekt meine ich eigentlich mehr die Bedienung und Betriebssystem-Integration. Ich habe auch keine Probleme auf Webseiten. Deshalb habe ich kein Grund zum Wechsel. Dass Webkit seine Schwächen hat, weiß ich auch. Ich verstehe dich schon. Aber die Schwächen spielen für mich weniger eine Rolle.

    Dass diese Schwächen für dich keine Rolle spielen, ist auch genau, wie es sein sollte. Den Ärger damit nehmen einem idealerweise die Webentwickler ab, die sich damit herumschlagen und Lösungen finden müssen. 😉 Das sollte nur ein Beispiel dafür sein, dass Safari nicht perfekt ist und (im Wissen, dass es vollkommene Perfektion nicht gibt) wie eine Öffnung für andere Engines Browser ermöglichen würde, die einem perfekten Zustand zumindet näher kommen könnten als Safari es kann.

    Es gibt noch ganz andere Beispiele. Datenschutz-Verbesserungen hängen damit auch ganz direkt zusammen. Denn WKWebview erlaubt es anderen Entwicklern nicht, auf jeder Ebene einzugreifen, wo es am Desktop oder auf Android möglich wäre.

    Und sind wir mal ganz ehrlich: Beim Punkt Browserdaten löschen kann man Safari beim besten Willen nicht perfekt nennen. Ich kenne keinen einzigen Browser, der limitierter als Safari ist. Safari erlaubt ja nicht einmal, den Cache ohne Cookies und Chronik zu leeren, was überhaupt keinen Sinn ergibt, weil nichts davon irgendetwas miteinander zu tun hat.

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