Multiprozess-Architektur soll in Firefox 48 kommen – für erste Nutzer
Läuft alles nach Plan, dann wird Firefox 48 die erste Version mit aktivierter Multiprozess-Architektur sein, welche Mozilla nun schon seit mehreren Jahren entwickelt – zumindest für einen ersten Teil der Nutzer.
Firefox zu einem Multiprozess-Browser umzubauen dürfte einer der größten Umbauten, wenn nicht gar der größte Umbau von Firefox sein, seit es Firefox gibt. Entsprechend lange arbeitet Mozilla bereits an der Multiprozess-Architektur, welche intern auch Electrolysis, oder kurz: e10s, genannt wird.
Wenn Mozilla am 2. August (also acht Wochen nach Veröffentlichung von Firefox 47) Firefox 48 veröffentlichen wird, soll Electrolysis erstmals in einer finalen Version von Firefox standardmäßig aktiviert sein – für einen ersten Teil der Nutzer. Genauer gesagt für schätzungsweise ein Prozent der Firefox-Nutzer. Wer sich in eine der folgenden Gruppen einordnen lässt, ist automatisch für e10s in Firefox 48 disqualifiziert, wird e10s also auf gar keinen Fall bereits in Firefox 48 erhalten: Nutzer von Windows XP, von OS X 10.6 bis 10.8, von Screenreadern oder anderen a11y-Werkzeugen, von Firefox in einer Sprache, in welcher von rechts nach links geschrieben wird, sowie Nutzer mit installierten Add-ons. Diese Gruppen machen zusammen über die Hälfte der Release-Population von Firefox aus.
Ungefähr zehn Tage nach der ersten Ausrollung von e10s an etwa ein Prozent der Firefox-Nutzer sollen genug Daten zur Verfügung stehen, die Mozilla analysieren und zwischen Nutzern mit sowie ohne aktiviertem e10s vergleichen kann. Je nach Ergebnis wird Mozilla die Multiprozess-Architektur dann für weitere Nutzer aktivieren, welche die Anforderungen für e10s in Firefox 48 erfüllen – oder nicht. Auch für den Fall, dass e10s für bestehende Nutzer wieder deaktiviert werden muss, ist Mozilla gewappnet.
Auf Dauer sollen natürlich alle Nutzer Firefox mit aktivierter Multiprozess-Architektur nutzen. Wichtig ist außerdem, dass in dieser ersten Phase lediglich eine Separation zwischen Content- und Browser-Prozess stattfindet, das heißt, dass alle Webseiten noch in einem gemeinsamen Content-Prozess laufen. Die Unterstützung mehrerer Content-Prozesse ist der nächste Schritt, Sandboxing für mehr Sicherheit sowie die Isolierung in eigene Prozesse von Add-ons sind weitere langfristige Ziele.
Sören Hentzschel ist Webentwickler aus Salzburg. Auf soeren-hentzschel.at informiert er umfassend über Neuigkeiten zu Mozilla. Außerdem ist er Betreiber von camp-firefox.de, der ersten Anlaufstelle im deutschsprachigen Raum für Firefox-Probleme aller Art. Weitere Projekte sind firefox.agenedia.com, mozilla.de, firefoxosdevices.org sowie sozone.de.
Wie genau funktioniert denn diese Aktivierung und welchen Zugriff hat Mozilla denn auf meinen Firefox GENAU?
Ein Beitrag über alle "Nach-Hause-Telefonieren-Funktionen" wäre wirklich sehr interessant.
Seit Firefox 46 ist ein System-Add-on mit dem Namen "Multi-process staged rollout" integriert, welches die Aktivierung steuert, sprich die Kriterien kennt und in dieser Gruppe für x Prozent e10s aktiviert oder auch wieder deaktiviert. Mozilla hat keinen Zugriff auf deinen Firefox. Mozilla kann aber ein Update für das System-Add-on verteilen.
Und was hat es mit den als gefährlich eingestuften Seiten auf sich? Oder den Plugins die auf click2play umgestellt werden wenn Sicherheitslücken bekannt werden?
Da gibt es ja schon noch einige Abrufe bei Mozilla, oder?
Darüber würde ich mir einen Artikel wünschen.
Auf eigenes Risiko lässt sich e10s auch ab Version 47 aktivieren:
browser.tabs.remote.force-enable = true
about:support
Fenster mit mehreren Prozessen 1/1 (aktiviert durch Benutzer)
Leider bringt die aktuelle Beta regeömäßig meinen Grafikkarten-Treiber zum Absturz. 🙁
@nym:
Von meiner Seite aus ist aktuell kein Artikel zu diesem Thema geplant. Es gibt einen ausführlichen Hilfe-Artikel von Mozilla dazu, mehr als das könnte ich auch nicht schreiben:
https://support.mozilla.org/de/kb/Firefox-baut-unaufgeforderte-Verbindungen-auf
Und ich sehe auch keinen Bedarf, weil es meiner Meinung nach das beste ist, alles so eingestellt zu lassen, wie es ist. Firefox baut keine Verbindung auf, für die es keinen guten Grund gibt.
@Hauro:
Stimmt, kann man natürlich machen. Allerdings sollte man dann im Hinterkopf behalten, dass Mozilla Gründe dafür hat, das noch nicht aktiviert zu haben, sprich man sollte damit leben können, dass es unter Umständen Abstürze, Performance-Probleme und Add-on-Inkompatibilitäten gibt. 😉
Firefox bringt den Grafikkarten-Treiber zum Absturz? Ich kenne nur den umgekehrten Fall. So oder so, ist der Grafikkarten-Treiber aktuell?
@ Sören
Laut Update-Überprüfung ja. Sobald ich die Beta benutze wird immer wieder der Bildschirm schwarz und Windows meldet dass es Probleme mit dem Anzeigetreiber gab und er neu gestartet wurde. Mit der aktuellen Final gibt es keine Probleme.
In dem Fall würde ich unbedingt ein Ticket auf Bugzilla anlegen, denn wenn das Problem in Firefox 47 nicht auftritt, muss sich das ja auf eine Änderung in Firefox zurückführen lassen, zumindest als auslösendes Ereignis. Wenn du Mozilla helfen möchtest, könntest du es mittels mozregression eingrenzen:
http://mozilla.github.io/mozregression/
Das verlinkte Tool hat mich jetzt etwas überfordert aber ich habe mal ein Ticket bei Bugzilla angelegt.
Das Tool ist gar nicht so schwer zu bedienen. 😉 Wenn ich zum Beispiel weiß, dass Firefox 46 gut war und Firefox 47 nicht mehr, gebe ich in die Kommandozeile ein:
mozregression –good 46 –bad 47
(das sind jeweils zwei "-", WordPress fügt die leider automatisch zusammen…)
Anschließend lädt das Tool Firefox-Versionen dazwischen herunter und nach jedem sagst du entweder "good" oder "bad". Am Ende bleibt im Idealfall ein einziges Bugzilla-Ticket oder aber zumindest eine nur noch kleine Reihe von Tickets übrig, welche die ursächliche Änderung beinhaltet.
Magst du die Bug-Nummer noch mitteilen? Dann kann ich mitlesen. 😉
Ich habe die aktuelle FF 47 Final und habe e10s mittels about:config bereits seit mehreren Versionen im Einsatz. Entweder habe ich einfach nur unfassbares Glück, oder es läuft bereits extrem stabil. Keines meiner Add-Ons macht wirkliche Probleme, auch wenn manche von ihnen auf arewee10syet als shimmed oder nicht kompatibel angezeigt werden. Im Gegenteil: Die Geschwindigkeit ist unglaublich schnell geworden und auch Websiten laden auf Grund des seperaten Prozesses jetzt wieder blitzschnell. Mangelnde Geschwindigkeit wurde ja gerne als Grund gegen Firefox angegeben. Wenn diese Technologie so in der finalen Version landet und noch weiter
optimiert werden soll, dann muss man sich um die Geschwindigkeit in Firefox in Zukunft keine Sorgen mehr machen. Dazu habe ich jetzt einfach auch mal Pipelining angeschaltet und die Websiten laden sogar noch ein weiteres Stück schneller. Bisher keinerlei Probleme gehabt. Kein Browser kommt an diese Geschwindigkeit die ich hier jetzt mit FF habe ran, auch kein Chrome-Browser.
https://bugzilla.mozilla.org/show_bug.cgi?id=1279679
@Lukas Z:
Add-ons, welche Shims verwenden, müssen aber auf jeden Fall angepasst werden, denn die Sache mit den Shims ist die, dass die Add-ons zwar jetzt noch kompatibel sind, bald aber nicht mehr. 😉
Ich weiß ja nicht ob arewee10syet überhaupt aktuell ist. Ich habe extensions.interposition.enabled auf false stehen und dennoch funktionieren Addons wie Ublock Origin, die laut der Seite Shims benötigen.
Wie aktuell (oder nicht) die Seite überhaupt ist, kann ich leider auch nicht sagen.
Zumindest für UBlock Origin habe ich das hier gefunden: https://discourse.mozilla-community.org/t/ublock-origin-marked-as-shimmed-at-arewee10syet-com/8085
Mozilla hat eine neue Seite eingerichtet um die Performance zwischen e10s und non10s zu vergleichen
https://treeherder.allizom.org/perf.html#/e10s