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Firefox 38: vier Wege zum DRM-freien Firefox

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Mozilla hat Firefox 38 veröffentlicht. Eine der Neuerungen: Die Unterstützung von Encrypted Media Extensions, welche Digital Rights Management (DRM) im Web ermöglichen. Dies ist unter anderem Voraussetzung, um Inhalte auf Netflix ohne Silverlight-Plugin ansehen zu können. Da sich nicht jeder mit dem Gedanken von DRM im Web anfreunden kann, hat Mozilla gleich für mehrere Optionen eines DRM-freien Firefox gesorgt.

Digital Rights Management ist ein kompliziertes Thema. Während sich die einen darüber freuen werden, Firefox in Zukunft auch ohne Silverlight-Plugin nutzen zu können (NPAPI-Plugins sind generell ein auslaufendes Konzept), werden sich andere mit dem Gedanken überhaupt nicht anfreunden können, dass Firefox DRM in HTML5 unterstützt, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass das zur Entschlüsselung der Inhalte notwendige Content Decryption Module (CDM) anders als Firefox nicht Open Source ist. Auch deswegen wird das CDM abgeschottet von Firefox in einer Sandbox ausgeführt. Auch Mozilla war nie ein Befürworter von DRM, ganz nüchtern betrachtet hatte Mozilla aber kaum eine andere Wahl, wenn man nicht der einzige Browserhersteller sein will, welcher nicht das Bedürfnis seiner Nutzer nach Premium-Content erfüllt: in den USA soll Netflix bereits von beinahe jedem zweiten Haushalt genutzt werden und Netflix ist nicht der einzige Dienst, der Gebrauch von DRM macht. Bisher kamen zu diesem Zweck üblicherweise Microsoft Silverlight oder Adobe Flash zum Einsatz, der Trend im Bereich Medienwiedergabe geht aber ganz klar weg von Plugins in Richtung HTML5.

Nach der Installation lädt Firefox ab Version 38 das Primetime CDM von Adobe automatisch herunter. Wer kein DRM in Firefox möchte, hat nun folgende Optionen:

1. Das CDM kann ganz einfach über den Add-on Manager im Reiter Plugins deaktiviert werden. Das CDM bleibt weiter installiert, wird aber nicht ausgeführt und erhält auch keine Updates mehr.

2. In den Einstellungen unter Inhalt kann der Haken bei „Inhalte mit DRM-Kopierschutz wiedergeben“ entfernt werden. Das bereits heruntergeladene CDM wird in der Folge vom System gelöscht und wird auch nicht neu heruntergeladen (solange der Haken nicht wieder aktiviert wird).

3. Mozilla stellt spezielle Firefox-Builds zur Verfügung, welche sich nur dadurch von der Mainstream-Version von Firefox unterscheiden, dass EME standardmäßig deaktiviert ist und das CDM nicht automatisch heruntergeladen wird.

4. Auch die ESR-Version von Firefox 38 kommt mit standardmäßig deaktiviertem EME. Achtung: die Tatsache, dass EME in Firefox ESR 38 deaktiviert ist, bedeutet nicht, dass dies eine grundsätzliche Entscheidung für Firefox ESR ist. Mit dem nächsten großen Versionssprung kann das grundsätzlich anders aussehen, das kann zu diesem Zeitpunkt noch nicht gesagt werden.

Dieser Artikel wurde von Sören Hentzschel verfasst.

Sören Hentzschel ist Webentwickler aus Salzburg. Auf soeren-hentzschel.at informiert er umfassend über Neuigkeiten zu Mozilla. Außerdem ist er Betreiber von camp-firefox.de, der ersten Anlaufstelle im deutschsprachigen Raum für Firefox-Probleme aller Art. Weitere Projekte sind firefox.agenedia.com, mozilla.de, firefoxosdevices.org sowie sozone.de.

15 Kommentare - bis jetzt!

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  1. schrieb am :

    Man sollte allerdings nicht wegen DRM auf ESR wechseln, da es durchaus möglich ist, dass zukünftige ESRs mit DRM-Unterstützung kommen. Derzeit ist es hauptsächlich deaktiviert, weil es eine neue Technologie ist, bei der nicht garantiert werden kann, dass sie im gesamten ESR-Zyklus von ca. 1 Jahr in der API stabil bleibt (was aber eine Grundlage von ESR ist).

  2. Sören Hentzschel Verfasser des Artikels
    schrieb am :

    Guter Punkt, das könnte ich im Artikel noch ergänzen und deutlich machn, dass dies erst einmal Firefox ESR 38 betrifft und keine grundsätzliche Entscheidung ist.

  3. Marco
    schrieb am :

    Ich habe es nicht in meinen Plugins bis jetzt… o.O

  4. Sören Hentzschel Verfasser des Artikels
    schrieb am :

    Welches Betriebssystem nutzt du?

  5. Marco
    schrieb am :

    OS X 10.10.3 af Firefox 38.0.1

  6. Sören Hentzschel Verfasser des Artikels
    schrieb am :

    Das ist der Grund. 😉 Encrypted Media Extensions stehen derzeit nur Firefox-Nutzern auf Windows Vista und höher zur Verfügung, noch nicht auf anderen Systemen. Das wird kommen, aber ist Stand Firefox 38 noch nicht der Fall.

  7. Marco
    schrieb am :

    Ah okay. Dachte das ist überall jetzt.

  8. Sören Hentzschel Verfasser des Artikels
    schrieb am :

    Leider nicht – muss ich sagen als jemand, der ebenfalls OS X nutzt. 😉

  9. schrieb am :

    Für den Download des EME-free build empfehle ich die URL mit „latest“: https://ftp.mozilla.org/pub/mozilla.org/firefox/releases/latest/win32-EME-free/
    Darüber hat man immer die aktuelle Version.

  10. Sören Hentzschel Verfasser des Artikels
    schrieb am :

    Hast Recht. Ich habe den Link im Artikel aktualisiert. Danke. 🙂

  11. schrieb am :

    Der Link mit latest funktioniert jetzt nicht mehr, siehe https://archive.mozilla.org/pub/firefox/releases/latest/README.txt

    Und bei der aktuellen Version 43.0.1 fehlt das EME-free-Verzeichnis: https://ftp.mozilla.org/pub/firefox/releases/43.0.1/

    Was ist los? Ich habe noch keine Infos finden können.

  12. Urloka
    schrieb am :

    Moinstens!

    Nachdem nun die ftp-Links nicht mehr funktionieren:
    wie kommt man nun zu dem neuen Verzeichnis der EME-free Versionen?

    Sonnig,
    Urloka

  13. Sören Hentzschel Verfasser des Artikels
    schrieb am :

    Die Versionen befinden sich wie immer in den Verzeichnissen der jeweiligen Version. Es existiert lediglich kein "latest"-Verweis mehr, welcher auf die gerade aktuelle Version zeigt.

  14. J. Grille
    schrieb am :

    Inzwischen bei Version 44.0 angekommen,  ist Mozilla Firefox unter Linux immer noch nicht DRM-ready !  Weder mit Flashplayer ( welcher für Linux eh schon lang nicht mehr weiterentwickelt wird und bei Version 11 stehengeblieben ist ) und schon gar nicht mit Silverlight !

    Auch wenn schon das Adobe Primetime CDM natürlich nicht "open Source" ist, verstehe und akzeptiere ich dennoch nicht wirklich, was daran ein Problem sein soll. 

    So liegt die Vermutung nahe, dass die Verzögerung, bzw. der Boykott des Supports von Linuxsystemen politische Gründe haben könnte.  Auch wenn solche "non free Plugins" nicht der Philosophie Mozillas entsprechen, meine ich dennoch, dass die Politik von Adobe die Ursache dieses Defizits ist. Adobes Flashplayer war letztenendes auch nie open Source und kann/konnte dennoch jederzeit installiert und verwendet werden.

    Mal sehen, wie lange das noch dauert und wann mit Mozilla Firefox auch unter Linux DRM-Inhalte wiedergegeben werden können….

     

  15. Sören Hentzschel Verfasser des Artikels
    schrieb am :

    Auch wenn schon das Adobe Primetime CDM natürlich nicht "open Source" ist, verstehe und akzeptiere ich dennoch nicht wirklich, was daran ein Problem sein soll. 

    Dir wird nichts anderes übrig bleiben als das zu akzeptieren. Ein Problem ist daran übrigens nichts, es ist eine Sache von Prioritäten. Von allen unterstützten Plattformen ist Linux nun einmal am Unwichtigsten (da am wenigsten Nutzer), ergo steht die Unterstützung für Linux als Letztes auf dem Zettel. Zuletzt hat man an der Unterstützung für Windows 64-Bit und OS X gearbeitet.

    So liegt die Vermutung nahe, dass die Verzögerung, bzw. der Boykott des Supports von Linuxsystemen politische Gründe haben könnte.

    Das ist ja nun wirklich grober Unfug – wie grundsätzlich jede Verschwörungstheorie. Siehe Absatz darüber für eine realistische Erklärung.

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