Ein Ersteindruck von Mozillas Mastodon-Instanz mozilla.social
Mit mozilla.social betreibt Mozilla seine eigene Instanz des dezentralen sozialen Netzwerks Mastodon. Noch befindet sich diese in einem geschlossenen Betatest, sodass sich noch nicht jeder dort anmelden kann. Dieser Artikel beschreibt meine ersten Eindrücke nach drei Wochen Nutzung und geht auch auf ein paar Unterschiede zu anderen Mastodon-Instanzen ein.
Was ist Mastodon?
Mastodon ist eine Microblogging-Plattform oder auch soziales Netzwerk, welches vor allem mit X, ehemals Twitter, verglichen werden kann, oder auch dem neuen Threads von Meta. Der große Vorteil von Mastodon ist seine dezentrale Natur: Das Netzwerk gehört keinem einzelnen Unternehmen. Stattdessen kann jeder seine eigene Instanz mit eigenen Moderationsregeln und eigener Oberfläche betreiben. Die dafür verwendete Software ist Open Source und frei verfügbar.
Was ist mozilla.social?
Mit mozilla.social betreibt auch Mozilla eine Mastodon-Instanz. Dabei setzt Mozilla auf die offizielle Mastodon-Software in einer Version, welche Mozilla an die eigenen Bedürfnisse angepasst hat. Als Oberfläche verwendet Mozilla nicht die Standard-Oberfläche von Mastodon, sondern Elk in einer ebenfalls an die eigenen Bedürfnisse angepassten Version.
Derzeit befindet sich mozilla.social noch in einem geschlossenen Betatest. Das bedeutet, dass sich noch nicht jeder frei registrieren kann. Man kann sich aber auf eine Warteliste setzen lassen und ist dann hoffentlich bei der nächsten Runde neuer Nutzer dabei.
Ich bin seit dem 15. Dezember 2023 auf mozilla.social und im Folgenden beschreibe ich meine ersten Eindrücke und beobachteten Besonderheiten.
Erste Eindrücke und Besonderheiten von mozilla.social
Anmeldung mittels Mozilla-Konto
Praktisch ist, dass man für die Anmeldung bei mozilla.social keine zusätzlichen Anmeldedaten benötigt, wenn man bereits ein Mozilla-Konto hat. Dieses könnte man bereits aus einigen Gründen haben: für die Synchronisation von Firefox-Daten, für Pocket, das Mozilla VPN, Firefox Relay, Firefox Montitor, MDN Plus oder in Zukunft auch die Synchronisation in Thunderbird. In das Mozilla-Konto wiederum kann man sich entweder klassisch mittels E-Mail-Adresse oder auch via Google- oder Apple-Konto anmelden.
Die Oberfläche
Als ich neu in der Welt von Mastodon war, war mein erster Gedanke, wie altbacken Mastodon doch aussieht. Die Standard-Oberfläche erfüllt ihren Zweck, hat mich als langjährigen Twitter-Nutzer optisch aber nicht angesprochen. Erfreulicherweise nutzt Mozilla nicht die Standard-Oberfläche, sondern Elk. Das Elk-Projekt gibt sich selbst noch den Alpha-Status und schreibt, noch nicht bereit für eine größere Verbreitung zu sein. Aber Mozilla ist offensichtlich bereits genug überzeugt, um auf eine angepasste Version von Elk zu setzen. Ohne dabei etwas komplett anderes zu sein, erinnert Elk stärker an X / Twitter und wirkt dadurch nicht nur vertrauter, sondern auch moderner.
Wie auch die originale Oberfläche bieten Elk und damit auch mozilla.social wahlweise ein helles oder ein dunkles Farbschema an. Im Allgemeinen empfinde ich helle Farben als freundlicher und weniger anstrengend. In diesem Sinne begrüße ich auch, dass anders als bei der originalen Oberfläche das helle und nicht das dunkle Farbschema Standard für nicht angemeldete Nutzer ist. Elk bietet im Gegensatz zur originalen Oberfläche aber auch für Gäste die Möglichkeit an, das Farbschema per Button-Klick zu ändern.
Und ein Zen-Modus blendet große Teile der Oberfläche ganz aus, sodass man sich rein auf das Lesen der Inhalte fokussieren kann.
Artikel-Empfehlungen ersetzen aktuelle Mastodon-Trends
Normalerweise zeigt Mastodon auf einer Seite Beiträge aus dem gesamten Netzwerk an, welche am jeweiligen Tag an Bedeutung gewinnen. Neben Aktualität ist die Anzahl der sogenannten „Boosts“ sowie Favoriten relevant. Mozilla hat diese Seite gestrichen und zeigt stattdessen eine Seite mit Artikel-Empfehlungen über Mozillas hauseigenen Dienst Pocket an.
Können Nutzer bald weitere Nutzer einladen?
Auf mozilla.social gibt es einen Reiter für Einladungen. Hier erscheint derzeit nur ein Platzhalter-Text, der darauf hinweist, dass man „in ein paar Tagen“ wieder vorbeischauen soll und es dann Einladungs-Codes gibt, die man mit seinen Freunden teilen kann. Die Zeitangabe sollte man nicht wörtlich verstehen, denn der Text steht dort bereits von Anfang an.
Einladungs-Codes für Mastodon sind kein neues Konzept von Mozilla. Aber weder Mastodon im Original noch Elk sehen Einladungen als Teil der Hauptnavigation vor. Deswegen kann man wohl davon ausgehen, dass Mozilla vor einer generellen Öffnung für alle Nutzer zumindest bald die Möglichkeit aktivieren wird, dass bestehende Nutzer weitere Nutzer zu mozilla.social einladen.
Moderations-Richtlinien
Mit dem Start der damals noch ausschließlich internen Betaphase im Mai 2023 hatte Mozilla auch seine Pläne bezüglich der Inhaltsmoderation angekündigt:
Sie werden einen großen Unterschied in unserem Ansatz der Inhaltsmoderation im Vergleich zu anderen großen Social-Media-Plattformen feststellen. Wir bauen keine weitere selbsterklärte „neutrale“ Plattform. Wir glauben, dass viel zu oft „Neutralität“ als Vorwand verwendet wird, um Verhaltensweisen und Inhalte zu ermöglichen, die darauf abzielen, diejenigen aus Gemeinschaften zu belästigen und zu schädigen, die schon immer Schikanen und Gewalt ausgesetzt waren. Unser Plan zur Moderation von Inhalten basiert auf den Zielen und Werten, die in unserem Mozilla-Manifest zum Ausdruck kommen – Menschenwürde, Inklusion, Sicherheit, individuelle Meinungsäußerung und Zusammenarbeit. Wir verstehen, dass die individuelle Meinungsäußerung, besonders in den USA, oft als absolutes Recht um jeden Preis gesehen wird. Selbst wenn dieser Preis die Schädigung anderer ist. Wir schließen uns dieser Ansicht nicht an. Das wollen wir klarstellen. Wir bauen eine großartige Sandbox, in der wir alle spielen können, aber es gibt auch Regeln, wie wir miteinander umgehen. Es steht Ihnen völlig frei, woanders hinzugehen, wenn Ihnen diese nicht gefallen.
Inwieweit diese Moderations-Richtlinien bereits Anwendung finden und sich in der Praxis tatsächlich von anderen Instanzen unterscheiden, ist für mich nicht zu beurteilen.
Mozillas eigene Anpassungen
Wie bereits beschrieben nutzt Mozilla weder Mastodon noch Elk in der jeweiligen Original-Version, sondern passt diese an. Dies kann neben den bereits genannten Dingen optische Details wie ein anderes Standard-Avatar bedeuten, aber auch bedeutsamere Anpassungen wie ein sofortiges Löschen hochgeladener Medien, wenn ein Beitrag gelöscht wird, was im Original-Mastodon erst zeitversetzt geschieht, oder eine Opt-Out-Einstellung für die Erhebung technischer Daten. Dies sind nur wenige Beispiele für Anpassungen, welche Mozilla auf Grundlage der jeweils aktuellen Versionen von Mastodon und Elk umsetzt.
Ersteindruck von Mastodon-App Mozilla Social für Android
Mittlerweile gibt es auch eine erste Vorschauversion der Mastodon-App Mozilla Social für Android. Diese kann auch von Mastodon-Nutzern verwendet werden, welche nicht auf mozilla.social, sondern auf einer anderen Mastodon-Instanz sind. Ich habe vor wenigen Tagen einen Ersteindruck-Artikel über Mozilla Social für Android veröffentlicht.
In eigener Sache: Dieser Blog auf Mastodon
Auch dieser Blog ist auf Mastodon vertreten. Wer mir folgen möchte, findet mich unter dem Namen @s_hentzschel@mozilla.social.
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Hallo Sören,
ich bin auf muenchen.social unterwegs und hab mich bei Dir als Follower eingetragen.
Mal schaun ob ich Beiträge von Dir sehen werde.
Gruß
Dieter
Davon gehe ich stark aus. Das ist ja die Idee hinter dem ganzen Konzept mit den verschiedenen Instanzen, dass man trotzdem miteinander verbunden ist. 🙂
@Sören, kann es sein, dass es nun zwei Konten von dir auf Mastodon gibt? Einmal unter mastadon.social und einmal mozilla.social? Bleiben beide aktiv? Wird einer aufgelassen oder kann man sogar zusammenfassen lassen? Würde mich selbst ebenso interessieren?
Man soll bei Mastadon zwischen Instanzen wechseln können? Aktuell bin ich selbst über einem anderem Webbrowser (Vivaldi) zu Mastodon gelangt. Als Nutzer von Firefox wäre vieleicht später eine Migration zur Firefox Instanz interessant. Gibt es hier bereits Informationen von Mozilla oder ist nur als "Neuregistrierung" angedacht?
Grüße, Andyt
Es ist nur noch mein Konto auf mozilla.social aktiv. Mein Konto auf mastodon.social zeigt ganz oben einen großen Hinweis auf das neue Konto an und bekommt keine neuen Beiträge, man kann dem Konto auch nicht mehr folgen. Es ist nur nicht gelöscht, sprich das Profil inklusive der alten Beiträge bleibt aufrufbar.
Man kann auf eine andere Mastodon-Instanz umziehen. Dazu gibt es viele Anleitungen im Internet. Dann passiert genau das, was ich oben beschrieben habe. Inhalte wie Follower oder Personen, denen man selbst folgt, kann man exportieren und dann in der neuen Instanz importieren. Beiträge und Reaktionen darauf lassen sich aber nicht umziehen.
Danke für die schnelle Antwort. Ich denke beim Konto auf mastodon.social wird der angeheftete Beitrag gemeint? Diesen habe ich tatsächlich zuletzt übersehen, da ich nur im Header geschaut hatte. Ansonsten werden mir hier bei meinem Client (aktuell am Desktop via Vivaldi) kein gesonderter Hinweis eingeblendet – sofern es da was anderes gemeint wird.
Oh, also war dein Wechsel eine Migration. Das war mir so nicht klar. Ich dachte immer, dann verschwindet der alte bzw. verlinkt automatisch zum neuen.
Wenn man mein Profil auf mastodon.social im Browser aufruft, ist der komplette Header ausgegraut und darüber ist ein Link zum Profil auf der neuen Instanz.
Oh, interessant. Das scheint wohl nur für Nutzer zu gelten, die ebenso das Profil auf der gleichen Instanz – also mastodon.social – haben. Mir wird dies weiterhin nicht angezeigt. Nutze vivaldi.social. Gut zu wissen… – wobei das auch eine Eigenart von vivaldi.social sein könnte. Das kann ich aus Mangel an anderer Konten nicht prüfen.
Ich denke eher, es liegt an einer Einstellung der genutzten Instanz. Ich sehe das genau so, wie von mir beschrieben auf jeder von mir getesteten Instanz. Nur auf social.vivaldi.net sehe ich es auch nicht. Das ist die einzige Ausnahme in meinem Test eben gewesen. Offensichtlich möchte Vivaldi keinen Hinweis auf andere Instanzen anzeigen.
Danke für das Testen. Gut zu wissen. Tja, damit wird sozial.vivaldi.net noch weiter uninterresanter. Ich freue mich somit auf die weitere Entwicklung von mozilla.social und die Möglichkeit früher oder später ebenso darauf zu wechseln…