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828 Millionen Dollar – Mozilla erzielte 2019 einen Rekord-Umsatz

Geschätzte Lesedauer:

Mozilla hat seinen Finanzbericht für das Jahr 2019 veröffentlicht und überrascht mit diesem: Mozilla hat einen Umsatz in Rekordhöhe erzielt. Mit knapp 828 Millionen Dollar liegt der Umsatz fast doppelt so hoch wie im Vorjahr.

Wie jedes Jahr am Jahresende hat Mozilla auch in diesem Jahr seinen Finanzbericht für das Vorjahr veröffentlicht, welcher offenlegt, in welcher Höhe Mozilla Einnahmen und Ausgaben hatte.

Sehr hoher Umsatz in 2019

Im Jahr 2018 hatte Mozilla mit 450 Millionen Dollar erstmals weniger Umsatz als im Vorjahr gemacht – und das deutlich. Dies hing in erster Linie mit der Ablösung von Yahoo durch Google als Standard-Suchmaschine in den USA zusammen. Viele erwarteten nun für 2019 ein ähnliches Ergebnis. Tatsächlich weist Mozilla für das Jahr 2019 allerdings einen Rekord-Umsatz in Höhe von über 828 Millionen Dollar aus.

Der Grund dafür versteckt sich bereits im Finanzbericht 2018. Demnach sollte Ende September 2019 vor dem kalifornischen Staatsgerichtshof der Rechtsstreit mit Yahoo Holdings verhandelt werden, der sich um Mozillas vorzeitigen Ausstieg aus dem Suchmaschinen-Vertrag mit Yahoo Ende 2017 drehte. Yahoo Holdings verklagte Mozilla ob des vorzeitigen Ausstiegs, Mozilla reagierte mit einer Gegenklage und forderte 375 Millionen Dollar von Yahoo.

Siehe auch: Yahoo Holdings / Oath und Mozilla verklagen sich gegenseitig

In Finanzbericht 2018 wies Mozilla bereits darauf hin, keine nachteiligen finanziellen Auswirkungen als Folge dieses Rechtsstreits zu erwarten. Der Finanzbericht 2019 legt nun nahe, wieso sich Mozilla seiner Sache so sicher war. Denn dieser listet mit „Andere Einnahmen“ einen Punkt auf, den es im Vorjahresbericht nicht gab und der für 2019 Einnahmen in Höhe von 338 Millionen Dollar benennt, also annähernd die Summe, die Mozilla gefordert haben soll.

Demnach handelt es sich hierbei um einmalige Einnahmen im Jahr 2019. Allerdings hat Mozilla seinen Umsatz auch unabhängig davon verbessert. Zieht man die 338 Millionen Dollar ab, bleibt immer noch eine Umsatzsteigerung von knapp 40 Millionen Dollar gegenüber 2018, davon über 21 Millionen Dollar aus Suchmaschinen-Geschäften.

Neue Einnahmequellen

Aber auch Abonnement- und Werbeeinnahmen konnten deutlich gesteigert werden, von 5,3 auf 14 Millionen Dollar. Dafür verantwortlich ist in erster Linie das Premium-Angebot von Mozillas Read it Later-Dienst Pocket sowie bezahlte Platzierungen auf der Standard-Startseite von Firefox. Ende Oktober 2018 startete Mozilla außerdem einen kostenpflichtigen Test eines VPN-Produkts in den USA, welches in 2019 für ein paar Einnahmen gesorgt haben dürfte und in diesem Jahr als Mozilla VPN offiziell in mehreren Ländern gestartet ist.

Insgesamt ist Mozillas Abhängigkeit von Suchmaschinen weiter leicht gesunken. Waren es 2017 noch 93 Prozent und 2018 noch 91 Prozent, machten Suchmaschinen im Jahr 2019 nur noch 88 Prozent des Umsatzes aus. Konkret Google machte 2019 73 Prozent des Umsatzes aus, verglichen mit 75 Prozent im Vorjahr. Das ist immer noch eine sehr hohe Abhängigkeit, aber es dürfte nicht überraschen, dass eine Diversifizierung der Einnahmequellen Zeit benötigt und neue Einnahmequellen, die Mozilla erst neu erschlossen hat respektive noch erschließen wird, noch nicht annähernd die gleiche Dimension haben können wie die hohen Einnahmen, welche Mozilla durch Suchmaschinen-Verträge erzielt. Zumindest ein Trend ist allerdings erkennbar.

Die Ausgaben sind leicht gestiegen

Auf der Ausgaben-Seite stehen knapp über 495 Millionen Dollar, verglichen mit etwas mehr als 451 Millionen Dollar im Vorjahr. Davon fallen über 303 Millionen Dollar auf die Produktentwicklung. Im Jahr 2018 machte dieser Posten noch 278 Millionen Dollar aus. Für Marketing wurden etwas mehr als 43 Millionen Dollar ausgegeben und damit erneut einiges weniger als im Jahr zuvor (knapp 53 Millionen Dollar). Außerdem hat Mozilla im Jahr 2019 seine zehnprozentige Beteiligung an der deutschen Cliqz GmbH mit einem Wert von 1,8 Millionen Dollar aufgelöst und die Anteile zurück verkauft.

Das Netto-Vermögen von Mozilla

Das Netto-Vermögen von Mozilla ist im Vergleich zum Vorjahr von mehr als 523 Millionen Dollar auf knapp über 787 Millionen Dollar gestiegen.

Entwicklung von 2005 bis heute

Wie gehabt gibt es auf soeren-hentzschel.at eine Spezial-Seite, welche die Einnahmen, die Ausgaben sowie das Vermögen von Mozilla seit dem Jahr 2005 bis heute visualisiert und die Entwicklung anschaulich gestaltet.

Mozilla Umsatz 2019
Bildquelle: soeren-hentzschel.at/mozilla-umsatz

Ausblick auf 2020

Der Finanzbericht für das Jahr 2020 wird voraussichtlich Ende November bis Mitte Dezember 2021 veröffentlicht werden. Für das Jahr 2020 ist mit deutlich weniger Gewinn als in 2019 zu rechnen, da die hohe Summe, welche es 2019 von Yahoo gab, eine einmalige Zahlung war. Außerdem leidet auch Mozilla an den Folgen von COVID-19, was im August 2020 zu einer Kündigung von ungefähr 250 Mitarbeitern führte, nachdem bereits im Januar 2020 die Kündigung von mindestens 70 Mitarbeitern erfolgte, weil Mozilla mit den Gewinnerwartungen für neue Produkte hinter den eigenen Planungen zurückgeblieben war.

Für 2020 ist mit zusätzlichen Einnahmen durch das Mozilla VPN zu rechnen, welches offiziell als Produkt in mehreren Ländern gestartet ist. Außerdem hat Mozilla mit Firefox Better Web den Beta-Test eines weiteren kostenpflichtigen Angebots in den USA gestartet und die Hubs Cloud in Betrieb genommen.

Im August 2020 hat Mozilla seinen Suchmaschinen-Vertrag mit Google um weitere drei Jahre bis 2023 verlängert. Es war von schätzungsweise 400 bis 450 Millionen Dollar pro Jahr die Rede, welche Mozilla dafür erhalten soll, dass Google in den meisten Regionen die Standard-Suchmaschine in Firefox bleibt. Die genauen Vertragsmodalitäten sind aber natürlich nicht öffentlich, so dass die entsprechenden Finanzberichte abzuwarten bleiben. Die Auswirkungen des neuen Google-Deals dürften sich aber erst im Finanzbericht für 2021 vollständig zeigen.

Dieser Artikel wurde von Sören Hentzschel verfasst.

Sören Hentzschel ist Webentwickler aus Salzburg. Auf soeren-hentzschel.at informiert er umfassend über Neuigkeiten zu Mozilla. Außerdem ist er Betreiber von camp-firefox.de, der ersten Anlaufstelle im deutschsprachigen Raum für Firefox-Probleme aller Art. Weitere Projekte sind firefox.agenedia.com, mozilla.de, firefoxosdevices.org sowie sozone.de.

3 Kommentare - bis jetzt!

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  1. Thorky
    schrieb am :

    Warum wurden dann nur so viele Mitarbeiter entlassen? ?

  2. Sören Hentzschel Verfasser des Artikels
    schrieb am :

    Der Artikel liefert alle Antworten. 😉

    Im Artikel steht ja, dass es sich um den Finanzbericht für 2019 handelt. Grundlage sind also die Finanzen bis einschließlich Dezember 2019.

    Dazu steht im Artikel ebenfalls, dass die 338 Millionen Euro von Yahoo, die bereits seit 2017 ausstehend sind, eine einmalige Zahlung sind. Die wird es 2020 nicht geben, die wird es auch in der Zukunft nicht noch einmal geben. Ziehst du von 828 Millionen Umsatz diese 338 Millionen Dollar ab, kommst du auf einen regulären Umsatz von 490 Millionen Dollar. Die Ausgaben lagen in der gleichen Zeit bei 495 Millionen Dollar. Die Zahlen standen alle im Artikel. Mozilla hätte also Verlust gemacht, wenn es erst später zu einer Entscheidung bezüglich des Rechtsstreits gekommen wäre. Auf Grundlage des Finanzberichtes für 2019 konnte logisch also nur folgen, dass eine Reduzierung von Kosten erfolgen muss, wenn Mozilla ab 2020 keine roten Zahlen schreiben will, worauf Mozilla im Januar 2020 mit der Entlassung von mindestens 70 Mitarbeitern reagierte.

    Die Entlassung von 250 Mitarbeitern, welche dann im August 2020 kommuniziert worden war, hat logischerweise die Finanzen von August 2020 als Grundlage. In der Zeit hat sich eine ganze Menge in der Welt getan, einschließlich einer Pandemie, welche auch Mozilla finanziell belastet hat. Mit Dezember 2019 waren die wirtschaftlichen Folgen von COVID-19 definitiv nicht absehbar, für absolut niemanden. Man hat also mit deutlich höheren Einnahmen für 2020 kalkuliert. Hätte man das vorher gewusst, hätte man sicherlich einiges anders geplant. Diese Entlassungen waren primär eine Folge von COVID-19. Auch das stand im Artikel. Du kannst davon ausgehen, dass Mozilla wenigstens einen Teil seiner Mehr-Einnahmen aus 2019 benötigen wird, um COVID-19 bedingte Verluste in 2020 abzufangen. Ich bin froh, dass wir nicht herausfinden müssen, ob ohne diese zusätzliche Zahlung nicht sogar noch drastischer hätte gespart werden müssen.

    Übrigens wissen wir auch nicht, wie der neue Vertrag mit Google aussieht, der ebenfallls im August unterzeichnet worden ist. Da gibt es zwar auch Spekulation, die ich im Artikel erwähne, aber Gewissheit gibt es hier frühestens mit dem Finanzbericht für 2021. Mozilla kennt natürlich schon ein paar Fakten mehr als wir.

  3. Bernard
    schrieb am :

    Firefox: So ein toller Browser. Thunderbird: So eine tolle E-Mail-Software.

    Und trotzdem nutzen nur so wenige diese super-tollen Programme.

    Warum nur? WARUM???

     

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