Container-Tabs: Mozilla aktiviert neues Privatsphäre-Feature in Firefox
Mozilla hat in der Nightly-Version von Firefox 50 ein neues Privatsphäre-Feature standardmäßig aktiviert: Container-Tabs. Diese erweitern das bisherige Profil-Konzept um einen Kontext. Sogenannte Container erlauben beispielsweise, auf einer Webseite gleichzeitig mit unterschiedlichen Benutzerkonten angemeldet zu sein, oder Webseiten privat zu besuchen, ohne aufgrund von Tracking entsprechende Werbung im Arbeits-Kontext zu sehen.
Das Konzept der Container-Tabs wurde bereits im Oktober 2015 auf diesem Blog vorgestellt. Die sogenannten Container stellen getrennte Umgebungen für Cookies, Local Storage, IndexedDB, den HTTP- und den Bilder-Cache dar. Chronik, Lesezeichen, gespeicherte Passwörter sowie Formulardaten hingegen teilen sich alle Container.
Ein möglicher Anwendungsfall, der sich daraus ergibt, ist beispielsweise das Anmelden mit sowohl einer privaten als auch mit einer geschäftlichen E-Mail-Adresse beim gleichen Anbieter – gleichzeitig, ohne einen anderen Browser hinzuziehen zu müssen oder ein privates Fenster dazu zweckzuentfremden. Als weiteres Beispiel wäre denkbar, auf Facebook angemeldet zu sein, ohne dass Facebook einen über die Facebook-Buttons auf Webseiten tracken kann. Wenn es um Tracking geht, ist es natürlich auch bis zur Werbung nicht so weit und so ist ein weiteres denkbares Szenario, dass man Webseiten privat besuchen möchte, ohne entsprechende Werbeanzeigen zu sehen, wenn man Firefox für die Arbeit benutzt.
Mozilla hat die Container-Tabs nun in der Nightly-Version von Firefox 50 standardmäßig aktiviert. Die Betonung liegt dabei auf Nightly-Version, da codeseitig die standardmäßige Aktivierung auf Nightly-Versionen beschränkt ist. Mit anderen Worten: mit einer Aktivierung in der finalen Version von Firefox 50 ist nicht zu rechnen, das wird vermutlich noch etwas länger dauern. Der dazugehörige Schalter in about:config heißt privacy.userContext.enabled.
Ein neuer Container-Tab kann entweder über Datei → Neuer Container-Tab geöffnet werden oder über eine Schaltfläche, welche in das Firefox-Menü, die Symbol- oder Tableiste geschoben werden kann. Das Kontextmenü von Links wurde ebenfalls um einen entsprechenden Punkt erweitert, um Seiten in einem Container zu laden.
Derzeit stehen die folgenden vier Container zur Verfügung: Persönlich, Arbeit, Shopping und Banking. Dass ein Container aktiv ist, erkennt man sowohl an der Beschriftung innerhalb der Adressleiste als auch an der farbigen Markierung oberhalb der Tabs.
Die Arbeiten an dem Feature sind noch nicht abgeschlossen, so sollte man beispielsweise noch nicht erwarten, dass der Kontext bereits an allen Stellen korrekt berücksichtigt wird, doch sind die Arbeiten mittlerweile so weit vorangeschritten, dass Mozilla dieses Feature durch die standardmäßige Aktivierung mehr Testern zugänglich machen möchte.
Wer den Fortschritt verfolgen möchte, kann dies im entsprechenden Meta-Ticket auf Bugzilla tun.
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Interessantes Feature. Allerdings befürchte ich, dass das Handling die meisten User überfordern wird.
Super Feature, und bis es in die stabil in Firefox eingeflossen ist, benutze ich weiter Priv8 als Add-On – das verfolgt das gleiche Prinzip 🙂
Wirklich sinnvolles Feature. Ich hoffe das schon bald in der allgemeinen Version aktiv ist. 🙂
Das neue Feature hört sich namentlich an leicht wie solche Container, die man in Docker/Linux/bzw. Hyper-V) laufen lassen kann; bislang realisierte ich damals, wenn nötig, parallele Webseiten-Anmeldungen im Firefoxbrowser mithilfe von IETab.
Apropos Privatspäre: Sören, weißt du, was der Unterschied zwischen Flashcookies, Supercookies und LSOs ist? Alles ein Synonym für dasselbe?
LSO ist die Abkürzung von Local Shared Object, das ist umgangssprachlich ein Flash-Cookie. Super-Cookie ist auch ein umgangssprachlicher Begriff und zwar für den Web Storage. Da Wikipedia brauchbare Erklärungen liefert, verweise ich darauf für den Unterschied:
https://de.wikipedia.org/wiki/Flash-Cookie
https://de.wikipedia.org/wiki/Web_Storage
Was mir gerade als fixe Idee vorschwebt:
Könnte man auch für jeden Tab (also für jede geöffnete Internetseite) einen eigenen Container zur Verfügung haben, also quasi viele einzelne Container-Tabs (und keine Container-Gruppen), bei denen alle Tabs voneinander getrennt arbeiten.
Oder wäre dies sinnlos und/oder ressourcenfressend?
Oder aber ist dies bereits mit dem genannten Priv8-Add-On (oder ähnlichem) möglich?
Ressourcenfressend sollte das eigentlich nicht sein. Ich glaube, dass es irgendwann möglich sein soll, dass der Nutzer eigene Gruppen erstellt. Sicher bin ich mir nicht, ob das noch Stand der Dinge ist. Auf jeden Fall wird die erste Implementierung nur mit diesen vier Gruppen sein.
Zum Add-on Priv8 kann ich nichts sagen.
Aber würde es auch ganz ohne Gruppen funktionieren, so dass jeder einzelne Tab quasi in einem eigenen Container (oder Sandbox?) läuft?
Wäre das nicht für die Privatsphäre interessant?
Oder gibt es das bereits?
Technisch würde das vermutlich schon funtkionieren, aber so ist das halt von Mozilla nicht vorgesehen. In der vorgesehenen Form wird es vermutlich bereits für die meisten Nutzer zu kompliziert sein. Die Privatsphäre wird auch so schon sehr gut geschützt. Die Schwierigkeit für Mozilla als Browserhersteller besteht darin, dass maximale Privatsphäre in der Theorie eine tolle Sache sein mag, in der Praxis ist aber die Balance aus Privatsphäre und Bedienbarkeit entscheidend.
Kommen mit diesen Container Tabs auch bereits die "multiple content processes" in irgendeiner Form zum Einsatz?
Nein, das hat beides überhaupt nichts miteinander zu tun.
Ab sofort können eigene Container angelegt werden.