6 Reaktionen

Mozilla Monitor Plus: Mozilla beendet Zusammenarbeit mit Onerep

Geschätzte Lesedauer:

Erst im Februar hatte Mozilla in Zusammenarbeit mit Onerep Mozilla Monitor Plus in den USA gestartet. Diese Zusammenarbeit kommt nun zu einem unerwarteten Ende.

Das ist Mozilla Monitor (Plus)

Mozillas kostenfreier Dienst Mozilla Monitor zeigt nach Eingabe einer E-Mail-Adresse an, ob diese Teil eines bekannten Datendiebstahls in der Vergangenheit war. Neben dem Zeitpunkt des Diebstahls und dem Zeitpunkt des Bekanntwerdens wird auch angegeben, welche Daten gestohlen worden sind, zum Beispiel E-Mail-Adressen, Benutzernamen oder Passwörter. Darüber hinaus nennt Mozilla Monitor allgemeine Tipps, welche man in Betracht ziehen sollte, wenn man von einem Datendiebstahl betroffen ist.

Anfang Februar dieses Jahres ist Mozilla Monitor Plus gestartet, bisher nur in den USA. Damit können persönliche Informationen von über 190 Personen-Suchmaschinen entfernt werden – einer laut Mozilla 240 Milliarden Dollar schweren Industrie, welche mit der Bildung von Profilen und dem Verkauf dieser Daten Profit generiert. Hierfür arbeitet Mozilla mit dem Dienstleister Onerep zusammen.

Ende der Zusammenarbeit mit Onerep

Nach einem Bericht von Brian Krebs, Journalist und Betreiber des Sicherheits-Blogs Krebs on Security, hat der Gründer und CEO von Onerep, Dimitiri Shelest, seit 2010 selbst zahlreiche solcher Personen-Suchmaschinen ins Leben gerufen. In diese ist er größtenteils nicht mehr involviert, ist mit Nuwber allerdings nach wie vor an einer beteiligt.

Auch wenn für Nutzer von Mozilla Monitor Plus durch die Verbindung keine direkte Problematik entstand, hat Mozilla das Thema damit kommentiert, dass die finanziellen Interessen und Aktivitäten des CEOs von Onerep nicht den Werten von Mozilla entsprechen. Mozilla Monitor Plus wird es weiterhin geben, aber Mozilla soll an einem „Übergangsplan“ arbeiten, welcher „den Kunden eine nahtlose Erfahrung bietet und ihre Interessen weiterhin an die erste Stelle setzt“. Weitere Details wurden keine genannt. Denkbar wäre, dass Mozilla die gleiche Dienstleistung in Zukunft über einen anderen Anbieter abwickeln wird.

Dieser Artikel wurde von Sören Hentzschel verfasst.

Sören Hentzschel ist Webentwickler aus Salzburg. Auf soeren-hentzschel.at informiert er umfassend über Neuigkeiten zu Mozilla. Außerdem ist er Betreiber von camp-firefox.de, der ersten Anlaufstelle im deutschsprachigen Raum für Firefox-Probleme aller Art. Weitere Projekte sind firefox.agenedia.com, mozilla.de, firefoxosdevices.org sowie sozone.de.

6 Kommentare - bis jetzt!

Eigenen Kommentar verfassen
  1. Kevin Kozuszek
    schrieb am :

    Klingt zwar auf der einen Seite verständlich und für die Nutzer sollen sich daraus auch keine Nachteile entwickeln, aber so langsam würde man sich wirklich mal eine konkrete Aussage darüber wünschen, wie die Gesamtstrategie bei den verschiedenen Abomodellen in den nächsten Jahren aussehen soll, wenn der Fokus zunehmend auf Firefox und KI liegen soll und im Zuge dessen eigentlich nur Pocket noch bombenfest im Sattel sitzt.

    Du hattest das ja in deinem Artikel vom 13. Februar selbst geschrieben:

    Wie sich das Ganze konkret auswirken wird, bleibt abzuwarten. Während sich einige Firefox-Fans darüber freuen werden, dass der Browser als Hauptprodukt einmal mehr einen stärkeren Fokus erhalten soll, klingt dies gleichzeitig nach einem signifikanten Strategiewechsel, der eine Diversifizierung der Einnahmequellen nicht länger priorisiert.

    Klammern wir Pocket mal aus, dass das sicher ist, ist klar. Aber nehmen wir mal an, ich brauche sowieso einen VPN-Dienst, möchte Mozilla unterstützen und das Abo deswegen ganz bewusst nicht bei Mullvad VPN, sondern mit Mozilla VPN abschließen. In ihrem Text sprechen sie bei Mozilla selbst davon, dass sie die Investitionen in Marktsegmenten zurückfahren wollen, wo sie von Wettbewerbern verdrängt werden, und neben Firefox Relay werden ganz explizit auch die VPN-Dienste genannt. 

    Das ist momentan keine schöne Situation. Natürlich ist die Sachlage bei OneRep ein komplett anderer Hintergrund, aber wenn Mozilla bei dem VPN-Dienst schon überlegt, wer garantiert mir denn mittel- oder langfristig, dass sie sich nicht einvernehmlich mit Mullvad auf ein Ende der Partnerschaft einigen, weil es sich wirtschaftlich nicht rentiert. Das Doofe bei Monitor Plus ist jetzt nur, dass das Abomodell nicht mal zwei Monate alt ist und das Signal nach außen auch nicht unbedingt für eine Vertrauensbildung steht, dass die Nutzer ihr Geld hier nicht auch mittelfristig im Hafen versenken.

    Der Dreikampf, den Firefox und Mozilla im Bereich KI gegen Microsoft mit Edge+Copilot und Google mit Chrome+Gemini werden führen müssen, wird hart genug und ich verstehe sehr gut, dass sie den Schwerpunkt hierhin verschieben. Die Diversifizierung der Einnahmen bleibt gerade bei Mozilla aber ein enorm wichtiger Punkt, wofür die Abomodelle die beste Möglichkeit sind. Wenn das noch klappen soll, müssen sie langsam mal eine Perspektive für diesen Bereich aufzeigen, auf welche Abomodelle die Nutzer mittel- bis langfristig noch vertrauen können, was die Investitionen angeht. Ich wüsste es momentan ehrlich gesagt nicht, ob sich abseits von Pocket und MDN+ ein anderes Abo so rechnen würde. 

  2. Sören Hentzschel Verfasser des Artikels
    schrieb am :

    Ehrlich gesagt haben Mozillas Strategie sowie andere kommerzielle Produkte wenig mit diesem Thema zu tun. Dieses Thema muss man isoliert für sich alleine betrachten, weil es hier um eine situationsbedingte Entscheidung geht.

    Ich sehe nicht, wo aus diesem Thema heraus eine Vertrauensfrage entstehen soll. Weder ist für den Nutzer ein direktes Problem entstanden noch bemerkt der Nutzer irgendetwas davon, wenn Mozilla den Anbieter im Hintergrund wechselt. Es ändert sich aus Nutzersicht de facto gar nichts. Mozilla Monitor Plus wird weiterhin angeboten werden.

    Mozilla hat sich dafür entschieden, nicht nur auf das Ergebnis zu schauen, welches ja gepasst hat, sondern auch, ob der Gründer dahinter zu den eigenen Werten passt. Früher wäre Mozilla dafür, dass sie es nicht als vorgeschobene Begründung hernehmen, dass das Angebot gerade erst gestartet ist, und sich trauen, für die eigenen Werte einzustehen und die Entscheidung für den Partner quasi direkt nach dem Start wieder zu korrigieren, wahrscheinlich sogar gelobt worden. Jetzt werden sie dafür kritisiert, dass sie Ethik über Bequemlichkeit stellen. 🤷‍♂️

    Und weil es ein anderes Thema ist, möchte ich an dieser Stelle gar nicht so viel zu den anderen Punkten schreiben. Nur so viel: Ja, Mozilla hat mit dem CEO-Wechsel die Strategie geändert und das bedeutet weniger Investitionen in andere Bereiche wie das VPN. Aber auch dessen Entwicklung wurde nicht eingestellt. Nur wenige Tage nach der Ankündigung gab es ja schon wieder ein Update und das nächste Update wird in Kürze erscheinen. Für ein VPN sind nicht unbedingt ständig neue Features notwendig. Das gilt übrigens auch für Firefox Relay, was vorher ja auch schon nicht gerade am laufenden Band neue Funktionen erhalten hat. Das sind zwei Dienste, die ausgereift sind und die auch ohne ständige Erweiterungen laufen. Und da das durchaus profitabel für Mozilla ist, gibt es wenig Grund zur Annahme, Mozilla würde diese Dienste in absehbarer Zeit einstellen. Was irgendwann mal ist, das weiß niemand. Dem wäre aber auch so, wenn Mozilla im Gegenteil die Investitionen weiter hochgefahren hätte. Der Markt verändert sich schließlich auch permanent. Da ist Mozilla Hubs das beste Beispiel für. Das hat als Produkt für Mozilla komplett Sinn ergeben – bis sich der Markt geändert hat. Selbst Meta, die wie niemand sonst für das „Metaverse“ stehen und deswegen sogar ihr Unternehmen von einer der bekanntesten Marken der Welt umbenannt haben, hat das Metaverse drastisch de-priorisiert. Und wenn der Markt danach nicht (mehr) verlangt, ergibt es auch für Mozilla mit seinen begrenzten Ressourcen wenig Sinn, dort weiter zu investieren. Mozilla muss die Gesamtgesundheit der Organisation als Ganzes im Blick haben – wie jedes andere Unternehmen auch. Ansonsten gibt es irgendwann auch keinen Firefox mehr, weil das Geld verbrannt ist. Das bedeutet ständige Anpassung an sich ändernde Situationen.

  3. Se
    schrieb am :

    Mozilla hat sich dafür entschieden, nicht nur auf das Ergebnis zu schauen, welches ja gepasst hat, sondern auch, ob der Gründer dahinter zu den eigenen Werten passt. Früher wäre Mozilla dafür, dass sie es nicht als vorgeschobene Begründung hernehmen, dass das Angebot gerade erst gestartet ist, und sich trauen, für die eigenen Werte einzustehen und die Entscheidung für den Partner quasi direkt nach dem Start wieder zu korrigieren, wahrscheinlich sogar gelobt worden. Jetzt werden sie dafür kritisiert, dass sie Ethik über Bequemlichkeit stellen. 🤷‍♂️

     

    Gut das Mozilla an ihre Eigene werte so hoch hällt.

     

    Also war es sozusagen eine unglückliche Konstellation erst eine Partnerschaft mit Onerep einzugehen und erst später deren Gründer zu durchleuchten?

    Hätten sie das gleich gemacht wäre die Partnerschaft demnach wohl garnicht erst zu Stande gekommen.

    Also liegt Monitor+ erst mal auf eis bis ein neuer partner gefunden ist? Onerep zu kaufen ist wohl keine option, wenn des Ergebnis ja gepasst hat.

     

     

  4. Sören Hentzschel Verfasser des Artikels
    schrieb am :

    Also liegt Monitor+ erst mal auf eis bis ein neuer partner gefunden ist?

    Nein, Monitor Plus wird aus Nutzersicht unverändert weitergeführt, da liegt nichts auf Eis. Aber sie werden voraussichtlich einen anderen Partner suchen, dessen Schnittstelle dann verwendet wird. Der Nutzer bekommt aber nicht wirklich etwas davon mit, was für eine Schnittstelle im Hintergrund verwendet wird, ein solcher Wechsel sollte also unterbrechungsfrei funktionieren.

    Onerep zu kaufen ist wohl keine option, wenn des Ergebnis ja gepasst hat.

    Mal davon abgesehen, dass es unklar ist, ob Onerep überhaupt verkauft werden möchte und dass man mit dem Gründer dann ja nicht weiterarbeiten könnte und man auch nicht weiß, wie andere Angestellte auf eine Entlassung des CEOs reagieren würden – es ist vor allem auch nicht Mozillas Geschäftsfeld. Investitionen und Übernahmen gibt es bei Mozilla zwar, die bewegen sich aber primär im Bereich von KI. Und seit dem CEO-Wechsel von Mozilla ist die Strategie ja auch explizit, weniger und nicht mehr in eigene kommerzielle Produkte zu investieren.

  5. Se
    schrieb am :

           Nein, Monitor Plus wird aus Nutzersicht unverändert weitergeführt, da liegt nichts auf Eis. Aber sie werden voraussichtlich einen anderen Partner suchen, dessen Schnittstelle dann verwendet wird. Der Nutzer bekommt aber nicht wirklich etwas davon mit, was für eine Schnittstelle im Hintergrund verwendet wird, ein solcher Wechsel sollte also unterbrechungsfrei funktionieren.

     

    Das verstehe ich jetzt nicht. Wie kann ein Dienst weiter laufen für den Mozilla auf einen externen Partner  angewiesen ist, die Zusammenarbeit mit diesen aber beendet hat? Oder läuft der so lange mit Onerep weiter bis ein neuer gefunden ist?

  6. Sören Hentzschel Verfasser des Artikels
    schrieb am :

    Mozilla Monitor Plus wird so lange mit diesem Partner weiter betrieben, bis Mozilla eine andere Lösung bereitstellen kann. Da für den Nutzer von Mozilla Monitor Plus kein reales Problem entstanden ist und es hier mehr um eine ethische Frage geht, gibt es keinen dringenden Handlungsbedarf, die Integration umgehend abzuschalten. Mozilla hat eine Konsequenz daraus gezogen, verfällt deswegen aber nicht in reinen Aktionismus, sondern arbeitet an einem Übergang, der die bestehenden Kunden nicht beeinträchtigt.

Und jetzt du! Deine Meinung?

Erforderliche Felder sind mit einem Asterisk (*) gekennzeichnet. Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
  1. Nach Absenden des Kommentar-Formulars erfolgt eine Verarbeitung der von Ihnen eingegebenen personenbezogenen Daten durch den datenschutzrechtlich Verantwortlichen zum Zweck der Bearbeitung Ihrer Anfrage auf Grundlage Ihrer durch das Absenden des Formulars erteilten Einwilligung.
    Weitere Informationen