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Yahoo!-Übernahme kann Mozilla eine Milliarde Dollar bringen

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Yahoo! gilt seit Jahren als Kandidat für eine Übernahme durch ein anderes Unternehmen. Mozilla scheint sich beim Vertrag bezüglich der Standard-Suchmaschine in Firefox gut abgesichert haben, denn Mozilla soll eine Klausel vereinbart haben, nach der Mozilla in diesem Fall nicht nur aus dem Vertrag aussteigen und sich eine andere Standard-Suchmaschine suchen kann, Mozilla steht demnach bei einem aktuellen Verkauf auch bei Ausstieg der volle Betrag von über einer Milliarde US-Dollar für die Rest-Laufzeit der Vereinbarung zu.

Yahoo! ist seit November 2014 die Standard-Suchmaschine in der US-Version von Firefox. Damit wurde Google als bisher größter Geldgeber von Mozilla abgelöst, außerdem hat man sich von einer globalen Suchmaschinen-Vereinbarung verabschiedet und kann nun individuelle Vereinbarungen pro Land treffen. So wurde Yandex beispielsweise die neue Standard-Suchmaschine in Russland, Weißrussland und Kasachstan, Ende März 2015 wurde Google außerdem in der Türkei durch Yandex abgelöst. China mit Baidu als Standard-Suchmaschine war bereits zu Google-Zeiten eine Ausnahme.

Bisher war nur klar, dass der Vertrag zwischen Yahoo! und Mozilla für fünf Jahre unterschrieben worden ist, also bis Ende 2019, über die finanziellen Rahmenbedingungen war indes nichts bekannt. Von offizieller Seite hieß es nur, dass der Vertrag wirtschaftlich gleichwertig gegenüber dem Angebot von Google gewesen sei, weswegen man sich für Yahoo! als strategisch für Mozilla besseren Partner entschied und das Angebot von Google zur Vertragsverlängerung ablehnte.

Ein aktueller Bericht von recode.net bringt nun Details über die Vereinbarung zwischen Yahoo! und Mozilla ans Licht, inklusive einer ungewöhnlichen Klausel, welche Mozilla im Falle eines Verkaufs von Yahoo! sehr gut absichert. Demnach erhält Mozilla pro Jahr 375 Millionen Dollar von Yahoo! dafür, dass die Yahoo!-Suchmaschine die Standard-Suchmaschine von Firefox in den USA ist. Der bisherige Vertrag mit Google hatte Mozilla mindestens 300 Millionen Dollar pro Jahr zugesichert und war nicht nur auf die USA beschränkt.

Nun stellt sich natürlich auch die Frage, was im Falle eines Verkaufs von Yahoo! ist, was ja seit Jahren permanent Thema der Gerüchteküche beim dauer-kriselnden Yahoo! ist, insbesondere da die derzeitigen Interessenten allesamt keine Suchmaschinen-Anbieter sind, und vor allem, nachdem Yahoo! sein Kerngeschäft Anfang des Jahres offiziell zum Verkauf gestellt hat. Dem Bericht zufolge beinhaltet der Vertrag eine Klausel, welche einerseits Mozilla sehr zu Gute kommt, andererseits aber einen Verkauf von Yahoo! deutlich erschweren dürfte, denn der potentielle Käufer müsste demnach über eine Milliarde Dollar mehr einkalkulieren, welche in den Besitz von Mozilla gehen würden. Denn sollte Mozilla der Partner nicht zusagen, darf Mozilla von der Vereinbarung zurücktreten und sich eine andere Standard-Suchmaschine für Firefox suchen. Die Zahlungen bis zum Vertragsende 2019 seien hingegen garantiert und werden in jedem Fall fällig, auch im Falle eines Vertrags-Rücktritts von Mozilla.

Wieso Yahoo! mit dieser Klausel einverstanden war, ist unklar, wo diese eine mögliche Yahoo!-Übernahme doch deutlich unattraktiver für mögliche Käufer macht. Eine Theorie ist, dass diese Vereinbarung seinerzeit als sogenannte Giftpille in den Vertrag eingefügt worden war, um die feindliche Übernahme von Yahoo! als börsennotiertes Unternehmen bewusst unattraktiver zu machen. Eine andere Theorie ist, dass man seitens Yahoo! schlicht nicht davon ausging, dass es soweit kommen würde und Yahoo! tatsächlich verkauft wird. Möglicherweise hat man sich von der Vereinbarung mit Mozilla einen weit größeren positiven Effekt für das Suchgeschäft von Yahoo! erhofft.

Dieser Artikel wurde von Sören Hentzschel verfasst.

Sören Hentzschel ist Webentwickler aus Salzburg. Auf soeren-hentzschel.at informiert er umfassend über Neuigkeiten zu Mozilla. Außerdem ist er Betreiber von camp-firefox.de, der ersten Anlaufstelle im deutschsprachigen Raum für Firefox-Probleme aller Art. Weitere Projekte sind firefox.agenedia.com, mozilla.de, firefoxosdevices.org sowie sozone.de.

5 Kommentare - bis jetzt!

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  1. blub
    schrieb am :

    Fragt sich was bei der leider stetig zunehmenden Irrelevanz von Firefox als nächstes kommen soll. Bing?

  2. Sören Hentzschel Verfasser des Artikels
    schrieb am :

    Bei ca. 490 Millionen Nutzern würde ich nicht gerade von Irrelevanz sprechen. Was die Standard-Suchmaschine betrifft, wie wäre es mit Google? Google hatte nie vor, dass der Deal mit Mozilla endet, Google wollte verlängern. Ansonsten sind Bing und Yahoo! eh nicht so unterschiedlich, die teilen sich ja eh Such-Technologie. Und dass Microsoft Interesse hätte, kann ich mir grundsätzlich durchaus vorstellen, da sie ja auch vom Marktanteil her ähnlich positioniert sind wie Yahoo!.

  3. Merowinger
    schrieb am :

    Google wollte verlängern? Wieso sollten sie einen Konkurrenz-Browser unterstützen? Ich hätte bestimmt nichts dagegen aber der Sinn dahinter erschließt sich mir nicht.

  4. Sören Hentzschel Verfasser des Artikels
    schrieb am :

    Ja, wollten sie. Wieso erschließt sich dir der Sinn nicht? Google wollte das aus den gleichen Gründen, wieso sie das davor über zehn Jahre lang getan haben und aus den gleichen Gründen, wieso Yahoo! so viel Geld bezahlt. Es geht um Suchmaschinen-Traffic. Das hat bei der Anzahl an Firefox-Nutzern nach wie vor einen enormen Wert.

  5. Christian T
    schrieb am :

    Es wird konkreter, anscheinend soll Yahoo an Verizon verkauft werden und Yahoo soll innerhalb des Konzern mit AOL verschmolzen werden, der AOL Chef soll der Chef beider Konzerne werden. Die Yahoo Chefin muss dann ihren Hut nehmen, nach dem der Verkauf abgeschlossen ist.

    Aber im Moment ist alles noch Spekulation.

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