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Cliqz schließt seine Browser- und Suchtechnologien-Abteilungen

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Die Cliqz GmbH schließt ihre Bereiche für Browser- und Suchtechnologien. Das deutsche Unternehmen, an denen Mozilla in der Vergangenheit beteiligt war, hatte neben einer eigenen Suchmaschine auch auf Firefox basierende Browser für den Desktop und das Smartphone im Angebot.

Die Cliqz GmbH mit Sitz in München hat bekannt gegeben, die Bereiche für Browser- und Suchtechnologien mit dem 1. Mai zu schließen. Davon betroffen sind 45 Mitarbeiter.

Erst Mitte April hatte Cliqz die Beta-Verfügbarkeit seiner neuen Suchmaschine angekündigt, welche – im Gegensatz zu anderen Suchmaschinen wie Ecosia und DuckDuckGo, die ebenfalls einen besseren Datenschutz versprechen – völlig unabhängig von den US-Riesen Google und Bing ist.

Mit dem Cliqz Browser bietet die Cliqz GmbH einen Browser für Desktop-Betriebssysteme sowie für Apple iOS an, welcher auf Firefox basiert und neben einer intelligenen Adressleiste auch einen Werbeblocker und zusätzliche Datenschutz-Features integriert hat. Auch für Android gibt es einen Cliqz Browser. Dieser basiert in seiner aktuellen Version zwar nicht auf Firefox, jedoch arbeitete Cliqz bis vor wenigen Tagen noch an einem neuen Browser für Android, welcher auf Mozillas Android Components basiert, die ebenfalls Basis für Mozillas neuen Fenix-Browser sind. Cliqz war damit einer von nur wenigen Anbietern eines Browser-Derivats, welches auf Firefox und nicht auf Google Chromium basiert.

Als Grund für die Schließung dieser Bereiche wurde die COVID-19-Pandemie sowie die daraus resultierenden politischen Prioritäten genannt:

„In den letzten Wochen ist uns klar geworden, dass nun alle politischen Initiativen zum Aufbau einer unabhängigen europäischen digitalen Infrastruktur für Jahre blockiert oder verschoben sind. Covid-19 überschattet alles. In diesem Klima ist eine sinnvolle Diskussion über eine öffentliche Finanzierung einer Lösung wie Cliqz unmöglich.“

Weiter gibt das Unternehmen an:

„Dennoch haben wir es nicht geschafft, die Menschen wirklich auf das Problem aufmerksam zu machen; wir haben es nicht geschafft, eine Größenordnung zu erreichen, die es unserer Suchmaschine ermöglicht, sich selbst zu finanzieren. Wir haben täglich mehrere hunderttausend Nutzer erreicht. Aber – und das ist der Nachteil einer eigenen Technologie – das reicht nicht aus, um eine unabhängige Suchmaschine kostendeckend zu betreiben. Und vor allem ist es uns nicht gelungen, die politischen Akteure davon zu überzeugen, dass Europa dringend eine eigene unabhängige digitale Infrastruktur braucht. Hier können wir nur hoffen, dass jemand anderes weiterkämpft. Denn nach wie vor gilt: Europa braucht eine eigene digitale Infrastruktur. Nach wie vor gilt: Die westliche Welt braucht eine anonyme Suchmaschine, die nicht nur Ergebnisse von Bing oder Google nutzt.“

Mozilla hat eine Vergangenheit mit dem Unternehmen, welches auf die Entwicklung von Datenschutz-freundlichen Lösungen spezialisiert ist. Im August 2016 hatte sich Mozilla für 1,8 Millionen Dollar mit zehn Prozent an der Cliqz GmbH beteiligt, um die Entwicklung innovativer Produkte im Bereich Datenschutz bei der Suche im Internet voranzutreiben. Im Januar 2017 hatte Mozilla gemeinsam mit Cliqz als Teil von Mozillas Innovations-Programm Test Pilot eine intelligene Adressleiste für Firefox getestet, welche auf der Adressleiste vom Cliqz Browser basierte und im Oktober 2017 dann im Rahmen eines Experiments für einen kleinen Teil der Nutzer von Firefox 56 ausgerollt worden war. Im Juli 2019 schließlich hatte Mozilla seine Anteile zum ursprünglichen Wert wieder zurück an Cliqz verkauft.

Die Cliqz-Tochter Ghostery, bekannt durch die gleichnamige Datenschutz-Erweiterung für Firefox, soll als eigenständiges Unternehmen weiter bestehen bleiben. Die Cliqz-Tochter Cliqz MyOffrz GmbH, soll in den Burda-Konzern eingegliedert werden, welche Mehrheitseigentümer der Cliqz GmbH sind. Außerdem soll ein Expertenteam aus dem aktuellen Cliqz-Team heraus gebildet werden, welches sich in der Zukunft mit technischen Fachfragen zu Themen wie Künstliche Intelligenz, Suche und den Einfluss von Technologie auf Medien befassen soll.

Dieser Artikel wurde von Sören Hentzschel verfasst.

Sören Hentzschel ist Webentwickler aus Salzburg. Auf soeren-hentzschel.at informiert er umfassend über Neuigkeiten zu Mozilla. Außerdem ist er Betreiber von camp-firefox.de, der ersten Anlaufstelle im deutschsprachigen Raum für Firefox-Probleme aller Art. Weitere Projekte sind firefox.agenedia.com, mozilla.de, firefoxosdevices.org sowie sozone.de.

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